Als es langsam hell wurde, weckte Topa Paola.
„Guten Morgen, hast du gut geschlafen?“
„Ja, wie ein Stein. Es ist ja noch fast dunkel.“
„Hell genug für die Rentiere. Lass uns aufbrechen, mit etwas Glück sind wir noch vor Sonnenuntergang bei dem Gasthof und brauchen nur 2 statt 3 Tage. Frühstück können wir unterwegs machen.“
Für Paola war diese Aussicht verlockend, auch wenn sie dadurch einen Abend weniger mit Topa verbringen konnte. Sie hätte gerne noch mehr über ihn erfahren, aber sie packte ihre Sachen zusammen und setzte sich neben Topa auf den Schlitten.
Die Sonne hatte mittlerweile auch die höchsten Gipfel erklommen, und Topa fand, dass es Zeit für eine kleine Pause und ein Frühstück war.
—-
Zur selben Zeit saßen Lele und Oma Lerke im Weihnachstdorf am Frühstückstisch. Lele hatte die ersten Arbeitstage nach ihrem Unfall hinter sich und freute sich auf einen freien Tag.
„Was wirst du heute tun?“, fragte Oma Lerke.
„Ich möchte Boje und Vendela besuchen, und das Baby. Auf dem Weg dorthin besuche ich noch kurz Mutter, um mit ihr zu reden.“
Für Oma Lerke hörte sich das nach keiner guten Idee an.
„Was möchtest du denn mit ihr besprechen?“
Lele erzählte ihr, wie viel Zuversicht sie seit dem Abend mit Topa verspürte. Der Rückhalt den sie bei ihm gefunden hatte, haben sie ermutigt, einen neuen Versuch zu unternehmen, mit ihrer Mutter ins Reine zu kommen.
„Vielleicht versteht sie ja mich, wenn sie merkt, dass auch ich sie verstehe und ich mich bewusst für etwas statt gegen sie entschieden habe.“
„Hast du dir das auch gut überlegt?“
„Du willst es mir ausreden?“, fragte Lele, die nicht mit dieser Reaktion gerechnet hatte.
„Nein. Ich frage dich nur, ob du auch ihre Reaktion bedacht hast?“
„Streit habe ich schon mit ihr“, sagte Lele. „Ich muss einfach versuchen, mit ihr darüber zu reden. Wenn ich nichts tue, wird es nie besser werden. Ich möchte ihr nur meine Situation schildern, damit sie versteht, was mir in meinem Leben wichtig ist. Und dafür ist ein Tag so gut wie der andere.“
Oma Lerke lies es sich ihre Sorgen nicht anmerken. Sie kannte ihre Tochter. Aber sie wusste auch, wie stark die Sehnsucht in Lele war, das Verhältnis zu ihrer Mutter zu verbessern.
„Ich will wenigstens einen Anfang machen“, sagte Lele auf das Zögern von Oma Lerke. „Ich komme danach nochmal vorbei und erzähle dir, wie es gelaufen ist.“
Oma Lerke gab nach. Manchmal muss man den Dingen einfach ihren Lauf lassen.
Kurz darauf klopfte Lele an die Eingangstür ihrer Eltern.
„Kindchen, du musst doch nicht klopfen, oder traust du dich etwa nicht herein? Eine Mutter ist immer für ihre Tochter da, das muss sie ja sein.“
„Hallo Mama“, sagte Lele und trat ein.
„Nun, da du schon einmal hier bist, mir sind ein paar Gerüchte, wirklich nur Gerüchte, über deine Freunde zu Ohren gekommen. Eine Frau in meiner Position kann es sich nicht leisten, auf das Getratsche im Dorf zu hören. Aber ich muss ja zuhören, du kümmerst dich ja nicht um diese wichtigen Dinge.“
Lele schaltete auf Durchzug, und legte sich eine Strategie zurecht während ihre Mutter loslegte.
„Das sind sicher nur Gerüchte. Diese Art von Missverständnissen klärt sich doch schnell auf.“
„Äh, na gut. Jedenfalls weißt du es jetzt. Was wolltest du eigentlich von mir? Aber fasse dich kurz bitte. Ich habe Verpflichtungen und dein Vater kommt mal wieder zu spät“, sagte sie und rollte dabei die Augen.
„Ich bitte dich, mir zuzuhören. Ich habe ein paar wichtige Entscheidungen getroffen und…“