Als Topa mit seinem Schlitten auf Livdröm ankam, steckten seine Freunde schon mitten in den Vorbereitungen für die Suche nach Paola.
„Ich fahre zuerst ins Krankenhaus und gebe Bescheid, dass sie uns benachrichtigen, wenn Paola eingeliefert wird. Dann spreche ich mit Oma Lerke und frage nach allen Plätzen, an denen Paola nach Kräutern suchen könnte“, sagte Lele.
„Gut“, sagte Vendela, die in Livdröm bleiben und die Suche steuern sollte.
„Das sind zu viele Plätze, die können wir nicht alle absuchen“, warf Fynn ein. „Dafür sind wir einfach zu wenige. Beschränke dich auf Orte mit seltenen Kräutern oder an denen möglichst viele davon zu finden sind. Wenn es Kräuter gibt, die nur Nachts geerntet werden, dann fahr da zuerst hin.“
Boje bekam die Aufgabe, im Dorf von Hütte zu Hütte zu gehen. Vielleicht hatte jemand Paola noch gesehen, nachdem sie die Backstube verlassen hatte.
„Topa, du bist der beste Schlittenfahrer im Dorf und hast die am besten ausgebildeten Rentiere“, wandte sich Fynn an Topa. „Stell dir ein Rechteck um das Dorf vor. So groß, dass die äußere Grenze jeweils einen Tagesmarsch vom Dorfplatz entfernt ist. Hast du das?“
Topa nickte.
„Du fängst am Dorfplatz an und fährst in Form einer Schnecke immer größere Kreise. Bis du am Rand ankommst. Dann komm hier her zurück!“
Fynn redet in kurzen und einfachen Sätzen. Seine Anweisungen waren präzise und durchdacht. Jeder bekam die Aufgabe, die seinen Fähigkeiten am besten entsprach. Er strahlte eine Autorität aus, die niemand in Frage stellte. Und niemand stellte die Frage, woher ein Wandergeselle solche strategischen Fähigkeiten hatte.
„Was machst du?“, wollte Boje wissen.
„Ich kehre zur Hütte zurück. Einer von Euch muss mich dorthin fahren. Dann suche ich von dort aus alle möglichen Wege ab, die sie genommen haben könnte.“
„Das schaffst du nie zu Fuß“, gab Vendela zu bedenken. Sie und Lele hatten angefangen, Brot und etwas Schinken in kleine Pakete zu verpacken.
„Ich muss!“, war Fynns knappe und schroffe Antwort.
Da klopfte es an der Tür. Es war Onkel Pelle. Hinter ihm standen die Männer der Wichtelfamilien, die auf Livdröm lebten. Tante Unn hatte ihm vom Verschwinden Paolas erzählt, als er von der Arbeit im Postamt nach Hause gekommen war.
„Du bist ein Mann der Tat“, sprach Fynn ihn an. „Du kannst mich fahren, dann können wir den Wald absuchen. Ihr tapferen Wichtel helft Boje bei der Suche im Dorf.“
„Eure Verpflegung ist fertig. Ich hole noch den Tee aus der Küche, dann könnt ihr los.“
„Gut“, sagte Fynn. „Ich danke euch allen für eure Hilfe. Wer mit seiner Aufgabe fertig ist, kommt hier her zurück. Wir treffen uns alle wieder hier. Viel Erfolg!“
Kurz darauf war Vendela alleine auf Livdröm. Sie sah nach den Kindern. Dann überlegte sie sich eine sinnvolle Aufgabe, während sie wartete. Am liebsten hätte sie mitgeholfen. Aber Fynn hatte andere Pläne für sie. So kochte sie noch mehr Tee und bereitete eine ordentliche Brotzeit zu. Wenn die Helfer von ihrer Suche zurück kamen, sollten sie etwas anständiges Essen. Wenigstens diesen kleinen Beitrag konnte sie leisten. Und die Arbeit lenkte sie von ihrer Sorge um ihre Freundin Paola ab.
Der Tee war längst wieder kalt und Vendela war am Esstisch eingeschlafen, als Boje und die Wichtel als erste von ihrer Suche zurückkehrten. Bald darauf kam auch Lele. Kurz nach ihr Topa, dann Fynn und Onkel Pelle. Alle waren todmüde und ließen vor Enttäuschung die Köpfe hängen. Sie sprachen nur das nötigste. Keiner hatte auch nur eine Spur von Paola entdeckt.
Vendela starrte ins Feuer.
Paola, dachte sie. Paola wo steckst du nur?