11/2017 Alles futsch bis auf einen alten Mann

Topa lehnt an dem Tor zu einem der beiden Schuppen und kämpfte gegen den Schwindel an. Die Männer die er gestern Abend angetroffen hatte, waren nicht der Wirt und seine Gäste. Es waren gemeine Diebe. Und er hatte vor Müdigkeit und Hunger nicht bemerkt, dass das Haus schon seit einiger Zeit unbewohnt war und die Männer so wie er nur zufällig hier vorbeigekommen sind. Sie hatten es sich einfach für den Abend gemütlich gemacht, und er war darauf reingefallen. Jetzt saß er hier fest, ohne die Chance von hier weg zukommen. Ohne seine Rentiere würde er erstens den Weg zurück nicht finden und zweitens würde er für den Weg anstatt vier Tagen wohl einen ganzen Mond lang brauchen. Und selbst wenn er den Weg zurück finden würde, wäre Fynn längst tot. Lele und Paola wären alleine und ohne Schutz.

Er überlegte, was er tun sollte. Zurück oder irgendwie das nächste Dorf finden. Und dann? Von dort aus die Suche nach Lele und Paola starten oder weiter in das Weihnachtsdorf und hoffen, dass die beiden Frauen sich alleine durchschlagen würden?

Doch zunächst musste er etwas zu Essen auftreiben. Er ging zurück in die Wirtsstube und schaute in die Krüge. In einem war noch Wasser und er trank es in einem Zug aus. Auf einem der Teller fand er noch eine angebissene Scheibe Brot. Besser als nichts dachte er, doch sein Magen rief nach mehr Essen. In seinem Rucksack hatte er noch einen Apfel. Nach dem auch der verspeist war, macht er sich auf die Suche nach der Speisekammer. Er schaute in alle Räume. Nichts. Alles leer und verlassen. Da er keine Speisekammer fand, suchte er nach einer Falltür im Boden und fand sie schließlich unter einem schmutzigen Teppich hinter dem Tresen. Durch das wenige Licht das durch die Öffnung im Boden hineinfiel konnte er nur einen Teil des Raumes sehen. Doch was er sah machte ihm wenig Hoffnung, dass hier irgendetwas essbares zu finden sei. Trotzdem wollte er sich eine Fackel oder Kerze suchen und den ganzen Raum absuchen. Im Ofen war keine Glut mehr und nirgends war Holz zu finden.

Vielleicht war in einem der Schuppen noch eine Axt zu finden. Der erste Schuppen war bis auf ein paar Ballen altes Stroh leer. Doch im zweiten Schuppen hatte er Glück. An den Wänden hingen allerlei Werkzeuge, die ein Bauer eben brauchte, um seinen Hof und die Felder zu bewirtschaften. So verrostet wie die Werkzeuge waren, war der Hof seit mindestens 5 Sommern und Wintern verlassen. In der Mitte stand ein alter Schlitten, der seine besten Tage schon lange hinter sich hatte. Ein paar flüchtige Blicke reichten Topa um zu wissen, dass sich eine Reparatur nicht lohnen würde. Er nahm eine Säge und eine Axt von der Wand und wollte den Schuppen gerade wieder verlassen, als er ein Geräusch hörte. Er blieb stehen und lauschte.

Da war es wieder. Erst dachte er an eine Katze oder einen Hund, doch an diesem menschenleeren Ort würden wohl auch keine Haustiere mehr leben. Wieder hörte er das Geräusch. Es klang, als ob etwas über Holz geschleift wurde. Er schüttelte den Kopf, wer oder was sollte hier über Holz schleifen.

Er fand ein paar alte Äste und machte sich daran, sie zu Brennholz und zu einer Art Fackel zu zerkleinern. Doch das Geräusch wollte ihm nicht aus dem Kopf. Er hatte es eindeutig gehört. Er war zwar hier alleine und seine Situation war nicht rosig, aber er hörte noch keine Gespenster.

Topa ging zurück in den Schuppen und lauschte. Das Geräusch war immer noch da. Es schien, von dem halb zerfallenem Schlitten zu kommen. Vorsichtig näherte er sich und warf einen Blick auf die Ladefläche.

Dort lag ein alter Mann. Geknebelt und die Arme auf den Rücken gefesselt, aber am Leben. Der Alte schabte mit seinen Füßen über das Holz der Ladefläche.

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