Topa löste den Knebel und die Fesseln des alten Mannes. Der versuchte etwas zu sagen, doch seine Lippen bewegten sich lautlos. Topa wollte dem Alten helfen, sich auf zu setzten. Doch der zog ihn zu sich heran, bis sein Ohr fast die Lippen des Alten berührten.
„Whüe“, wisperte der Alte.
Topa schüttelte den Kopf zum Zeichen, dass er ihn nicht verstanden hatte.
„Iüde“, versuchte es der Alte erneut.
„Leute?“, fragte Topa. Vielleicht fragte der Alte nach den Männern von gestern.
„Iühde“, flüsterte der Alte, dann ließ er Topa los.
Wieder schüttelte Topa den Kopf und blickte dem Alten in die Augen.
„Iühde? Ist das dein Name?“, fragte Topa.
Jetzt schüttelte der Alte den Kopf. Topa beschloss, den Alten auszufragen.
„Wohnst du alleine hier?“
Kopfschütteln.
„Wohnst du mit jemandem Namens Iühde hier?“
Nicken und Kopfschütteln.
„Es tut mir leid“, sagte Topa, „aber es ist außer uns niemand hier. Gesten Abend traf ich hier drei Männer. Ich hielt sie für den Wirt und seine Gäste. Aber es waren wohl Diebe, denn sie sind in der Nacht abgehauen und haben meinen Schlitten gestohlen.“
Der Alte drehte den Kopf zur Seite, doch Topa konnte seine Tränen sehen.
„Kannst du aufstehen?“, fragte Topa.
Umständlich richtete sich der Alte auf. Dann robbte er zum Rand der Ladefläche. Topa sah, wie schwach er war und half ihm. Er klettere als erste vom Schlitten und reichte dem alten Mann seine Hand. Langsam versuchte der, von der Ladefläche zu rutschen, doch seine Beine konnten ihn nicht tragen. Topa nahm den Alten und trug ihn in die Wirtsstube. Dort setzte er ihn an einen Tisch. Mit einem Becher Wasser setzte er sich dem Alten gegenüber. Der Trank in kleinen Schlucken langsam den Becher leer.
„Danke“, sagte er leise. Das sprechen viel ihm noch immer schwer.
„Mein Name ist Kester.“
„Wer ist Iühde“, wollt Topa wissen.
„Jytte, meine Enkelin“, antwortete Kester. „Sie war mit ihrer Tochter und mir hier, um nach dem rechten zu sehen.“
Topa holte noch einen Becher Wasser. Kester erzählte ihm, dass dies sein Hof sei, er aber seit vielen Sommern mit seiner Enkelin im nächsten Dorf, zwei Tagesreisen von hier entfernt lebte. Ab und zu kommen sie hier vorbei um nach dem rechten zu sehen. Kester war gerade dabei, die Fensterläden zu öffnen, als die drei Männer plötzlich in der Wirtsstube standen. Sie mussten sich in einer der Stuben versteckt haben. Jytte und ihre Tochter Nilla warteten draußen mit dem Schlitten auf ihn.
„Ich habe keinen Schlitten gesehen, als ich hier angekommen bin.“
Kester began zu strahlen.
„Meine Jytte! Sie ist eine kluge Frau. Sie hat die Gefahr erkannt und ist mit dem Schlitten los, um Hilfe zu holen“, prahlte Kester.
Auch Topa fühlte sich schlagartig besser. Er würde zumindest von hier wegkommen. Und es gab einen Schlitten und Kester würde ihm aus Dankbarkeit sicher helfen.
„Wie lange ist das her“, wollte Topa wissen.
„Einen Tag und eine Nacht lag ich auf der Ladefläche, bis du aufgetaucht bist.“
„Ich mach uns ein Feuer, die Wärme wird dir gut tun. Dann suchen wir nach Jytte“.
„Danke“, sagte Kester.
Topa öffnete die Tür und wollte gerade ins Freie treten, als ihn etwas hartes an der Stirn traf. Er stolperte rückwärts in die Wirtsstube und schlug mit dem Kopf so hart am Boden auf, dass er bewusstlos wurde.