Ein paar mehr Worte aus dem Sprachgebrauch der Matrosen würden sicher nicht schaden, dachte Fynn.
„Was muss ich unbedingt wissen, um mich nicht komplett lächerlich zu machen?“, fragt er.
„Fangen wir für die Landraten mit den einfachen Dingen an“, verspottet ihn die Dirne.
„In Fahrtrichtung links ist backbord, rechts heißt steuerbord. Der Bug ist vorne, achtern ist das andere Ende des Schiffs; achteraus alles was hinter dem Schiff liegt. Die Bilg ist der allerunterste Raum im Schiffsrumpf. Nicht verwechseln mit der Brig, das ist das Gefängnis an Bord.“
„Schiffe haben ein Gefängnis?“
„Ay, auch böse Menschen fahren zur See.“
„Hat die Marten eine Brig?“
„Ich denke schon. Die See spielt manchem Matrosen übel mit, so dass er nicht mehr Herr seiner Sinne ist und sicher verwahrt werden muss. Dann kommt er in die Brig. Nicht verwechseln mit der Brigg, ist ein Zweimaster. Die Marten ist eine Barke, weil sie drei Masten hat. Klar soweit?“
Fynn wiederholte brav, was er gelernt hatte. Er hörte der Dirne noch eine Weile zu und versuchte sich alles gut einzuprägen.
„Muss mal pissen. Lauf nicht weg Süßer“, sagte die Dirne und ließ ihn sitzen, nicht ohne eine Flasche Wein mit zunehmen.
Wozu brauchte sie auf dem Klo eine Flasche Wein? Fynn schüttelte den Gedanken aus dem Kopf. Im Merimies war es ruhiger geworden. Teils weil die Matrosen schliefen wo sie saßen oder lagen, teils weil einige doch noch mit ihren Mädchen den Weg in die obere Etage gefunden hatten. Fynn bemerkte, dass die Tür zu der kleinen Stube offen stand und darin kein Licht brannte. Verdammt, schon eine zweite Unachtsamkeit heute. Vielleicht war die Idee nicht zu schlafen doch nicht die beste. Und wie hieß die Dirne eigentlich? Fynn schimpfte zum dritten mal mit sich. Er hätte freundlicher und aufmerksamer sein müssen, um ihr Vertrauen zu gewinnen.
„Wo waren wir stehen geblieben?“, fragte die Dirne.
„Entschuldige bitte“, sagte Fynn. „Ich habe dich gar nicht nach deinem Namen gefragt. Wie unhöflich von mir.“
„Was bist´n du für einer? Willst mir jetzt blöd kommen oder was?“
„Ich wollte doch nur freundlich sein“; stammelte Fynn leicht verunsichert.
„Süßer, wenn sie dir den Seemann abkaufen sollen, darfst du ne Dirne nich wie Frau behandeln, klar so weit? Seemänner sind rauhe Gesellen, halten sich für harte Burschen, sind abergläubisch und dumm. An Land vergessen sie, dass es auch noch ein Leben ohne die Gesetzte und Sitten auf einem Schiff gibt. Das ist wohl das wichtigste was ich dir beibringen kann. Verhalte dich wie ein Seemann, sonst überlebst du nicht.“
„Reichen die zwei Silbertaler auch für ein Bett für heute Nacht?“
„Ay“, strahlte die Dirne.
„Dann lass und nach oben gehen“, sagte Fynn, packte die Dirne am Arm und zog sie Richtung Treppe.
„Du lernst schnell Süßer, alle Achtung.“
„Nur zur Tarnung, mach dir keine Hoffnungen.“