Zurück im Lager traf zuerst Topa ein, dann Fynn. Die Begrüßungen waren freundschaftlich aber kurz. Außer bei Toni. Er umarmte und küsste jeden als müsse er etwas nachholen. Noch mehr Nachholbedarf schien er beim reden zu haben.
Nach dem Essen saßen sie am Feuer und erzählten reihum von ihren Entdeckungen des Tages. Alle, bis auf Lele. Fynn fragte nicht, Lele sagte nichts von sich aus und Jarkko schwieg auch dazu.
Fynn weckte Jarkko als es noch dunkel war. Die beiden Männer griffen ihre Waffen und schlichen sich aus dem Lager.
„Wie sieht dein Plan aus?“, fragte Jarkko sobald sie weit genug weg waren.
„Die Stadt ist schlecht befestigt. Das Gefängnis auch. Die größte Stärke der Wachen ist ihre Bestechlichkeit. Es wäre leicht, rein zukommen. Die Gänge im Gefängnis sind zu eng um zu kämpfen. Es geht also nicht mit Gewalt. Entweder Bestechung oder Täuschung.“
„Oder beides.“
„Ay“, sagte Fynn.
„Dir geht doch noch etwas durch den Kopf.“
„Was taugt der Knecht?“
„Franco. Ein guter Kämpfer. Stark, geschickt und furchtlos. Und absolut loyal. Er wird tun was du von ihm verlangst.“
„Gut.“
„Toni hat erstaunliche Fähigkeiten mit der Armbrust entwickelt.“
„Gut zu wissen.“
„Verrätst du mir jetzt was in deinem Kopf vorgeht?“
Fynn erzählte, Jarkko hörte zu.
„Könnte klappen“, grinste er als Fynn fertig war. Der gab ihm einen Klaps auf die Schulter und stand auf. Nach ein paar Schritten bückte er sich. Als er wieder aufstand hatte er einen Hasen in der Hand.
„Deswegen bist du also gestern nach Topa ins Lager gekommen. Du warst jagen.“
„Wir waren jagen. Und zwar jetzt“, entgegnete Fynn. Jarkko verstand das Zwinkern.
Die Sonne krabbelte langsam den Horizont hinauf und die beiden Freunde machten sich auf den Rückweg.
Nach dem Frühstück rief Fynn alle zusammen.
„Wir haben noch vier Tage Zeit. Dann wird Jytte gehängt“, begann er. „Wir haben noch einiges an Vorbereitungen zu treffen. Ich erwarte, dass jeder seine Aufgabe erfüllt. Jeder von euch ist wichtig. Und ich brauche jeden von euch, wenn wir Jytte retten wollen und niemand von uns zu schaden kommen soll.“
Er blickte reih um jeden in die Augen, um sich ihre Zustimmung zu holen.
„Toni, du gehst mit Jarkko. Er weiß, was zu tun ist.“
„Si, Capitano.“
„Topa, du bringst Opa Kester ins Lager. Wenn es sein muss, bringt die kleine Nilla mit.“
Topa nickte.
„Cieli, du überprüfst die Vorräte. Franco wird dir sagen, was uns noch an Ausrüstung fehlt. Macht eine Liste, wir kaufen morgen ein. Dann bleibt beide im Lager. Ihr dürft euch in der Stadt noch nicht blicken lassen.“
Zweimal Kopfnicken.
„Und was ist mit mir?“, wollte Lele wissen.
„Du machst dich so hübsch wie möglich. Jarkko hat Kleidung dabei.“
„Wofür soll ich mich aufdonnern?“
„Für mich“, grinste Fynn.