„Maledetto! No!“
Eine schier unendliche Menge an Worten, Flüchen, Stoßgebeten und Verwünschungen ergoss sich über die kleine Gruppe. Ihre Quelle war Toni.
„Was hast du?“, fragte Lele die scheinbar der Auslöser für dieses Schauspiel war.
„Madonna! Was bist du? Du siehste aus wie eine Puttana.“
„Dann können wir ja los“, feixte Jarkko.
„Pezzo di merda! Du kannste doh nix……“, er brach mitten im Satz ab und wandte sich an Topa.
„Topa, mio fratello“ flehte er. „Wir sind Brüder. Du biste einverstande, dass deine Frau eine Puttana ist?“
„Ich bin nicht seine Frau.“
„Ich bin mit was einverstanden?“
„Jetzt beruhige dich, Toni“, griff Fynn ein. „Wir brauchen Informationen. Und was ich nicht mit Geld herausfinden kann, wird Lele mit ein wenig flirten den Jungs entlocken.“
„In nessun caso. Auf keine Fall. Hier wirde gar nix gelockt. Da kommt irgendeine Stronzo, grapscht an ihre Popo und was weiße ich sonst noch….“
„Ich werde die ganze Zeit dabei sein“, sagte Fynn. „Niemand wird ihr etwas tun.“
Toni beruhigte sich langsam wieder und die einzelnen Pärchen machten sich an ihre Aufgaben.
Fynn und Lele zogen durch die Gaststuben der Stadt. Fynn war froh, dass Toni nicht dabei war, so gut spielte sie ihre Rolle. Als sie wieder einmal die Gaststube wechselte, sahen sie Toni. Knapp hinter ihm lief Opa Kester, die kleine Nilla an der Hand.
Jarkko und Toni waren auf dem Weg ins Rathaus. Keine Wachen am Eingang, registrierte Jarkko still. Sie betraten die Eingangshalle. Hinter einem Tisch saß ein Beamter, in einer Ecke saß gelangweilt eine Wache.
„Guten Tag mein Herr“, begann Jarkko das Gespräch.
Der Beamte schaffte es mit Mühe, wenigstens die Augen in Richtung der beiden Besucher zu richten. Die Wache blieb genauso regungs- wie teilnahmslos sitzen.
„Wir sind Händler. Unser Herr wünscht einen Termin beim Bürgermeister.“
„Bürgermeister? Da müssen Sie die Treppe hoch, dann den Gang rinter und an der Tür klopfen.“
„An welcher Tür, Herr?“
„Na an der wo Bürgermeister dran steht.“ Dann senkte der Beamte wieder Kopf und Blick und erstarre in der Position, in der sie ihn vorgefunden hatten.
Sie stiegen die Treppe hinauf, fanden die Tür mit der Aufschrift Bürgermeister und traten ein, nachdem sie auf ihr Klopfen hin dazu aufgefordert worden waren.
„Mama mia“, entfuhr es Toni leise.
Die Sekretärin des Bürgermeisters war ein Kunstwerk. Jarkko erinnerte sich an ein Zitat: In der Kunst ist Alles erlaubt und Alles Geschmackssache. Wie wahr, dachte er.
„Jetzt gleich?“, fragte das Kunstwerk nachdem Jarkko um einen Termin beim Bürgermeister gebeten hatte.
„Hätte der Herr Bürgermeister denn jetzt gleich die Möglichkeit uns zu empfangen?“
„Äh…. natürlich nicht.“ Nach einer kurzen Pause wurde aus dem Kunstwerk eine Vorzimmerdame, die jedes Klischee erfüllte:
„Der Herr Bürgermeister hat eine große Verantwortung für die Stadt und unzählige Aufgaben. Da kann nicht einfach jeder Vorsprechen wie er lustig ist“ sprach es schnippisch.
„Natürlich“, sagte Jarkko so unterwürfig wie nötig. „Unsere Geschäfte erlauben es uns leider nur wenige Tage – maximal zwei – in ihrer schönen Stadt zu verweilen.“
„Zwei Tage? Da muss ich sehen, ob sich da was einrichten lässt.“
Die Dame blickte angestrengt auf ein Blatt Papier auf ihrem Tisch.