16 Unverhofft kommt oft

„Hey ihr beiden, hab` ich euch endlich gefunden.“

Topa und Lele blickten in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. Aus dem Dunkel tauchte Boje auf.

„Da seit ihr ja. Mir ist die Laterne ausgegangen und ich musste den ganzen Weg im Dunkeln zurück legen. Alles ok bei euch?“

„Ja“, antwortete Topa. „Es ist nichts passiert. Gib mir die Laterne, im Schlitten habe ich Zündstäbchen.“

Lele stand mit gesenktem Kopf da. Einerseits war sie froh, Boje zu sehen, andererseits war sie nicht bereit, ihren Freunden zu begegnen.

„Bei dir auch alles ok?“, fragte Boje und legte den Arm um ihre Schultern. Lele schüttelte den Kopf und befreite sich von seinem Arm.

Topa hatte in der Zwischenzeit die Laterne wieder entzündet.

„Prima. Jetzt lasst uns zurück nach Livdröm fahren“, sagte er und stieg hinten auf den Schlitten. Lele blieb regungslos stehen und blickte vorsichtig zu Topa.

„Was ist mit ihr?“ fragte Boje.

„Sie schämt sich wegen ihrer Mutter“, sagte Topa so leise, dass Lele es nicht hören konnte. „Sie gibt sich die Schuld an dem was passiert ist.“

Boje sprang vom Schlitten und ging ein paar Schritte auf Lele zu.

„Bitte Lele, komm mit zurück nach Livdröm. Vendela und Paola machen sich Sorgen um dich. Keiner gibt dir die Schuld. Niemand hat mit so einer Reaktion gerechnet. Bitte komm mit, wir müssen jetzt zusammenhalten, sonst hat deine Mutter ihr Ziel erreicht.“ Boje war nicht stolz auf den letzten Satz, aber er verfehlte seine Wirkung nicht.

Kurz darauf erreichten Sie Livdröm.

„Aua, meine Hand“, sagte Topa leise zu Lele als sie sich der Türe näherten.

Als sie die Stube betraten, kamen Ihnen Vendela und Paola bereits entgegen und umarmten sofort Lele.

„Alles wird gut“, begrüßte sie Vendela. „Schön, dass ihr wieder hier seit. Wir haben uns Sorgen um dich gemacht.“

„Das ist lieb von Euch, aber bis ins Dorf ist es nicht weit, dass hätte ich auch im Dunkeln geschafft.“

„Du bist in die falsche Richtung gelaufen“, flüsterte Paola ihr ins Ohr.

Lele riss Augen auf und lief rot an. Doch als sie sah, wie komisch Paola und Vendela die Situation fanden, viel auch die restliche Anspannung von ihr ab. Die drei Freundinnen fingen an zu Lachen. Topa und Boje sahen sich erleichtert an. Die Freundschaft hatte gesiegt.

„Es tut mir so leid“ entschuldigte Lele wiederholt bei Paola. „Was wirst du jetzt machen?“

„Nun, ein paar Tage habe ich ja noch Zeit. Mach dir keine Sorgen, ich finde schon eine Bleibe.“

„Habt ihr nicht noch Platz?“, wandte sich Lele an Vendela.

„Im Moment schon. Wenn das Baby kommt, brauchen wir die Stube. Und die Stube über der Werkstatt wollten wir erst im Sommer umbauen.“

Das daraus vorerst nichts werden würde, traute sich keiner aus Rücksicht auf Lele auszusprechen.

„Auf jeden Fall bin ich froh, dass du nicht zurück in dein Dorf gehst“, sagte Topa zu Paola.

„Eine Frau in meiner Position kann sich nicht leisten zu kneifen“, äffte sie die Rektorin nach.

Das erneute Lachen tat allen gut, wurde aber durch ein Klopfen an der Tür unterbrochen.

Boje öffnete die Tür einen Spalt und blickte hinaus. Dann drehte er sich um und sagte:

„Das erratet ihr nie.“ Er trat einen Schritt zur Seite und öffnete die Tür ganz. Herein kam eine kleine Gestalt, die tief in ein Rentierfell gewickelt war.
Lele fand als erste die Sprache wieder.

„Oma?!?“

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.