17/2020 Der Plan

Nach dem Essen kümmerte sich Cieli um die kleine Nilla. Die anderen saßen am Feuer und erzählten reihum, was sie in der Stadt in Erfahrung gebracht haben.

„Vielleicht das wichtigste zu erst“, begann Jarkko. „Toni hat es geschafft, für Morgen Mittag ein Gespräch mit dem Bürgermeister zu ergattern.“ Das wie lies er weg.

„Militärisch sind die Stadt und die Wachen keine Herausforderung“, übernahm Fynn. „Wir werden also auf keinen nennenswerten Widerstand stoßen. Für gewöhnlich finden Hinrichtungen innerhalb der Stadtmauern und öffentlich statt. Wir müssen also schnell sein, bevor die Zuschauer kapieren, was passiert.“ Fynn nickte Lele zu.

„Der große Marktplatz ist das Zentrum der Stadt. Dort ist auch das Rathaus und alle wichtigen Stände haben dort ihren Sitz. Die Hinrichtungen finden auf einem kleineren Platz etwas abseits statt. Von dort ist es nicht weit bis zum Nordtor der Stadt. Ein idealer Fluchtweg also. Der Bürgermeister ist erst seit zwei Sommern im Amt. Seinen Vorgänger haben sie aus der Stadt gejagt, weil er die einst blühende Stadt herunter gewirtschaftet hat. Der neue Bürgermeister hat es bis jetzt geschafft, den Niedergang zu stoppen und den Handel wieder etwas zu beleben. Insgesamt stehen ihm die Bewohner neutral gegen über.“

„Danke, Lele“, sagte Fynn.

„Wenn es wieder aufwärts geht mit der Stadt, warum ist er dann nicht beliebter?“, fragte Topa.

„Was ihr vielleicht nicht wisst:“, mischte sich Opa Kester ein, „mit dem neuen Bürgermeister kamen auch ein paar neue Händler in die Stadt. Und mit Ihnen auch eine handvoll finstere Burschen. Offiziell sind sie Mitarbeiter der Händler und sorgen für die Sicherheit der Warentransporte. Der Volksmund denkt anders von Ihnen und fürchtet sie.“

„Auch einige der Wachen und den Hauptmann hat der neue Bürgermeister gegen Fremde ausgetauscht“, ergänzte Lele. „Die führen ein strenges Regiment. Es gibt mehr Strafen, mehr Verhaftungen und auch mehr Hinrichtungen.“

„Das erklärt einiges“, sagte Jarkko.

„Das beste kommt zum Schluss: Der Bürgermeister ist auch der Richter.“

„Und er hat meinen Hof gekauft.“

Alle blickten Opa Kester erstaunt an.

„Dann habe ich mich also doch nicht getäuscht“, sagte Toap. „Mir ist in der Stadt ein Mann aufgefallen, der einem der Männer ähnlich sieht, die euch damals überfallen haben.“

„Er sieht ihm nicht nur ähnlich, er ist einer von Ihnen“, bestätigte der alte Mann.

„Aber er war gekleidet wie ein Händler. Wie ein ziemlich reicher Händler sogar.“

„Zum gleichen Zeitpunkt, als dieser angebliche Händler mit seinen beiden Handlangern in der Stadt ankam, verschwand ein alteingesessener Händler. Angeblich hat er sich im Süden zur Ruhe gesetzt und sein Geschäft verkauft. Ich kannte diesen Händler, er hätte nie freiwillig die Stadt verlassen.“

„Dann gibt es wirklich eine Leiche, wegen derer man Jytte verhaftet hat?“, fragte Topa.

„Es sieht so aus“, antwortete Jarkko. „Und nach ein oder zwei Sommern im Freien ist der Leichnam so stark verwest, dass ihn niemand mehr erkennt.“

„Das Ganze ist von langer Hand geplant?“, fragte Lele erstaunt.

„Das denke ich auch. Mit der Hinrichtung von Jytte beseitigt der Bürgermeister mögliche Zeugen. Was denkt ihr?“

Alle nickten zustimmend.

„Wir haben es also mit einem gefährlichen Gegner zu tun, den wir nicht unterschätzen dürfen“, warnte Jarkko eindringlich.

„Dann gehen Jarkko, Toni und ich morgen zu dem Gespräch mit dem Bürgermeister. Ihr anderen bleibt im Lager“, sagte Fynn.

„Aber wir könnten euch helfen, wenn ihr in Schwierigkeiten kommt“, sagte Lele etwas bockig.

„Wir dürfen nicht riskieren, dass ihr in der Stadt erkannt werdet. Wenn Topa den Mann erkannt hat, kann das genauso umgekehrt der Fall sein. Du hast heute genug Männern den Kopf verdreht, dich erkennen sie also auf jeden Fall. Franco ist der einzige, der unerkannt in die Stadt gehen kann, sollte uns etwas passieren. Die Entscheidung steht fest. Ab sofort verlasst ihr das Lager nur, wenn ich es euch sage!“

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