Nach zwei Tagen ging es Topa wieder besser. Die Kopfschmerzen waren weg, der Schwindel auch und die Beule auf seiner Stirn wurde blau und grün.
Morgen erwarteten sie Jytte und hoffentlich den Arzt zurück. Während des Abendessens unterhielten sich Topa und Opa Kester.
„Wieso hast du den Hof aufgegeben?“, fragte Topa.
„Die Arbeit wurde für mich und meine Frau zuviel. Wir haben eine Tochter. Doch die ist mit einem Reisenden durchgebrannt und hat ihre Tochter bei uns gelassen. Jytte ist meine Enkelin und meine Tochter. Sie ist eine fleißige und gute Bäuerin. Meine Frau war um einige Sommer älter als ich. Sie starb vor ein paar Sommern. Jytte und ich schafften die Arbeit kaum noch. Also holten wir uns einen Knecht auf den Hof. Er hat sich in Jytte verliebt, und die wurde schwanger. Da bekam der Kerl kalte Füße und ist Hals über Kopf davon. Ich bin zu alt für die schwere Arbeit. Also haben wir das Vieh verkauft und sind in das nächste Dorf gezogen.“
„Wovon lebt ihr?“
„Vom Verkauf der Tiere und Jytte arbeitet als Bäuerin auf einem Hof. Während sie arbeitet passe ich auf die kleine Nilla auf. Wir kommen gut damit aus. Und du? Was machst du?“
Topa erzählte von seinem Dorf, seiner Arbeit als Nikolaus, seinen Freunden und Livdröm, der Entführung von Paola und ihrer Rückreise.
Opa Kester nickte zustimmend. „Scheint mir, als würde euch so schnell nichts aus der Bahn werfen. Komm mit, ich will dir etwas zeigen.“
Opa Kester führte Topa hinter den kleinen Schuppen in dem der zerfallene Schlitten stand und deutete auf Haufen Laub und Äste.
„Ich habe den dritten Mann gefunden“, sagte er. Mit einem Stock hob er ein paar Äste an und Tpa konnte das zerschlagene Gesicht eines Mannes sehen.
„Warst du….“
„Nein“, sagte Opa Kester. „Scheinbar haben sie sich gestritten und ihn dann erschlagen.“
„Stimmt“, sagte Topa. „Jytte hat erzählt, dass sie nur zwei Männer hat wegfahren sehen.“
„Jetzt wissen wir auch warum.“ Opa Kester drehte sich um und ging ein paar Schritte Richtung Gaststube.
„Sollten wir ihn nicht begraben oder so?“, fragte Topa.
„Lass ihn liegen. Begräbnisse sind etwas für Angehörige. Den Toten ist es egal.“
Topa folgte dem Alten zurück in die Gaststube. Topa legte sich wieder hin und dachte über das nach, was Opa Kester ihm erzählt hatte. Nicht nur der Vater von Nilla, auch die Mutter von Jytte ist abgehauen und hat ihr Kind alleine zurück gelassen. Und was war mit dem Vater von Jytte? Darüber hat Opa Kester nichts erzählt. Topa verstand nicht, warum jemand sich so feige aus der Verantwortung stehlen konnte und warum man jemanden im Stich lässt, mit dem man ein Kind hat.
Am nächsten Tag kam Jytte zurück. Sie hatte nicht nur einen Arzt dabei sondern auch Vorräte für mehrere Tage. Die kleine Nilla stürmte auf Opa Kester zu und umschlang mit ihren Ärmchen sein Bein.
„Alles gute zum Geburtstag“, sagte Opa Kester.
„Wo ist mein Geschenk, Opa?“
„Dein Geschenk? Wir machen eine Reise und helfen Topa, seine Freunde wieder zu finden. Was hältst du von diesem Geschenk?“
„Oh ja“ jubelte die Kleine. „Eine Reise haben wir noch nie gemacht. Dann kannst du mir die ganze Zeit Geschichte erzählen.“
„Lasst uns gleich aufbrechen“, sagte der Doktor. „Der Patient scheint in ernster Gefahr zu sein.“
„Und dein Honorar ist auch nicht gerade wenig“, sagte Jytte.
Topa übernahm den Schlitten. Jytte saß neben ihm, Opa Kester, die kleine Nilla und der Doktor auf der Ladefläche.
„Du bist dir sicher, dass du den Weg findest?“, fragte Jytte.
„Ich hoffe schon. An ein paar Stellen kann ich mich noch erinnern.“
„Wonach suchen wir?“
„Nach einem Fluss mit türkisem Wasser. Er müsste ungefähr zwei Tage Richtung Süden liegen. Wenn wir den finden, finden wir auch meine Freunde.“
Topa hoffte, dass ihm seine Unsicherheit nicht anzumerken war. Er konnte sich zwar wieder an Bruchstücke erinnern, war sich aber nicht sicher, wie ihn die zu Lele führen sollten. Und er hoffte, dass es noch nicht zu spät für Fynn war.
p.s.: Alles Gute zum Geburtstag, Twins!!!
Danke, bro
thx a lot!