Der Kobold zog seine nächtlichen Runden durch das Weihnachtsdorf und sah wie immer nach dem rechten. Die Freunde auf Livdröm würden seine ganze Aufmerksamkeit und seinen Rat brauchen. Sein Rat bestand jedoch darin, den Bewohnern die richtigen Fragen zu stellen, um die Gründe für ihre Probleme zu erkennen. Lösen mussten sie diese dann selbst.
Und so schlich er unbeobachtet durch das Weihnachtsdorf. Er betrat unbemerkt und lautlos die Hütte von Oma Lerke. Auf dem Tisch in der Wohnstube stand ein Fläschchen Tee und eine kleine Brotzeit für ihn. Er packte alles in seine Tasche. Die Bewohner stellten ihm oft etwas zu trinken und zu essen hin. Aber der Tee von Oma Lerke war immer noch der beste. Seine alte Freundin lag friedlich schlummernd im Bett. Um sie musst er sich keine Sorgen machen. Sie hatte mit Paola eine gute Wahl für ihre Nachfolge als Kräuterfrau und Heilerin gefunden, auch wenn diese noch viel zu lernen hatte und ihr noch nicht bewusst war, wozu sie eines Tages fähig sein würde. Tomte betrat die Stube in der Jarkko und Cieli schliefen. Der starke Krieger Jarkko hatte wie Fynn seine Waffen niedergelegt und versuchte in einem ruhigen und einfachen Leben seinen Frieden zu finden. Welche Verbindung zwischen ihm und Fynn bestand und was die beiden einstigen Feinde in Freunde verwandelt hat, wusste keiner außer den beiden. Jarkkos Geschichte war noch komplett unbekannt. Tomte hoffte, dass sie eines Tages erzählt werden würde. Der Kobold musste plötzlich grinsen. Es war schon erstaunlich dass der eine der beiden genau hier in diesem Weihnachtsdorf auf Paola getroffen war und der andere viele Tagesreisen entfernt auf deren Bruder. In einer erfunden Geschichte, dachte Tomte, würde das wohl nur einem unerfahrenen Autor passieren, und der hätte alle Mühe, diesen Zufall zu erklären :-). Neben Jarkko lag Cieli, die schüchterne und liebevolle Köchin. Ihre Mutter war einst die Lehrherrin von Paola gewesen.
In der Wohnstube schliefen Toni, Paolas Bruder, und dessen Knecht. Toni war ein lebenslustiger, lauter und bunter Vogel, der nie still sein konnte. Aber er hatte das Herz am rechten Fleck. Keiner in dieser Hütte würde seine Hilfe brauchen. Nur eine fehlte in dieser Hütte. Tomte machte sich auf die Suche nach Lele.
Er zog seinen Schal enger um den Hals und trat wieder hinaus in die Kälte. Auf dem Weg zum Postamt hinterließen seine kleinen Füße kaum Spuren im Schnee. Statt in der kleinen Stube für Gäste Topa schlief auf dem Sofa im Büro von Santa Claus. Da dieser sein Onkel war, würde wohl auch niemand etwas dagegen haben.
Auch um Topa machte er sich keine Sorgen. Der Junge würde mit dem zufrieden sein, was das Leben ihm geben würde. Doch ob er sein wahres Talent erkennen und annehmen würde und jemals die wahre Liebe finden würde? Eine spannende Frage, fand Tomte.
Mehr Sorgen machte er sich um Lele. Und er musste sich eingestehen, dass es ziemlich töricht von ihm war, sie hier zu finden.
So zog er weiter seine Runde durch das nächtliche Weihnachtsdorf.