Lele und Paola wurde durch das Röhren der Rentiere geweckt. Beide hatten lange und fest geschlafen. Paola drehte sich um und sah Fynn in die Augen.
„Guten Morgen“, sagte Fynn.
„Guten Morgen“, sagte Paola. Hinter ihren Tränen verschwamm sein Gesicht.
„Lele komm her, dass musst du dir ansehen“, rief sie.
Dann fingen alle drei vor Erleichterung zu lachen an. Lele nahm ihm den Verband ab. Die Maden waren dick und fett. Das tote Gewebe war fast vollständig aufgefressen. Sie nahm die Maden heraus und reinigte die Wunde während Paola neue Maden holte.
„Spätestens heute Abend ist die Wunde vollständig sauber.“
„Dann können wir aufbrechen und einen Arzt suchen?“, fragte Paola.
„Und Topa“, ergänzte Lele.
„Meinst du, du schaffst das?“, fragte Paola Fynn.
„Ich denke schon, auch wenn ich nur auf der Ladefläche liegen werde.“
Die beiden Frauen packten die Sachen zusammen und luden alles auf den Schlitten. Mit vereinten Kräften und erstaunlich viel Mithilfe von Fynn schafften sie es, auch ihn auf den Schlitten zu heben.
„In welche Richtung ist Topa denn aufgebrochen?“, fragte Lele.
„Keine Ahnung. Ich dachte du hast darauf geachtet.“
„Nein, ich war wie du mit Fynn beschäftigt.“
„Dann folgt einfach dem Fluss“, sagte Fynn. „Er wird uns früher oder später in ein Dorf führen. Topa ist schlau und als Nikolaus wird er den selben Gedanken gehabt haben.“ Fynn klang so überzeugend, dass keine der beiden Frauen an seinen Worten zweifelte.
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Topa und Jytte wechselten sich mit dem Fahren ab. Sie kamen gut voran. Nach zwei Tagen kamen sie an einen Fluss mit türkisfarbenem Wasser.
„Scheint, als ob dein Gedächtnis recht gehabt hat“, sagte Jytte.
„Wir folgen dem Flusslauf weiter nach Süden. Haltet die Augen offen wenn wir an eine Lichtung kommen. Das Lager müsste sich links am Waldrand befinden.“
Sie fuhren bis zum Abend weiter, ohne das Lager zu entdecken. Jytte drängte Topa eine Pause zumachen. Topa dachte an das Alter von Opa Kester und willigte ein.
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Lele und Paola folgten den Flusslauf nach Norden. Als die Sonne hinter den Bäumen versank, schlugen sie etwas abseits des Ufers das Lager für die Nacht auf. Fynn baute eine primitive Angel und gab sie Paola.
„So wie an unserer Hütte. Wirf den Köder weit in den Fluss.“
Paola gelang es, zwei Fische zu fangen, deren Namen sie zwar nicht kannte. Zusammen mit ein paar Wildkräutern und ein paar Beeren zum Nachtisch war es die leckerste Mahlzeit seit langem.
„Ich lass euch beide kurz alleine und nehme ein Bad“, sagte Lele. Sie ging ein Stück am Ufer entlang, bis sie eine flache Stelle am Ufer fand. Sie zog sich aus und ging ins Wasser.
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Jytte verteilte die Aufgaben. Opa Kester und der Arzt sollten Feuer machen uns auf Nilla aufpassen. Topa fiel die Aufgaben zu, den Schlitten zu entladen und die Schlafplätze herzurichten.
„Und was machst du?“, fragte er Jytte.
„Ich fang uns ein paar Fische“, antwortete sie.
Nach eine Weile kam Jytte zurück. In der einen Hand hatte sie die Angel an der sie vier Fische befestigt hatte. Mit der anderen Hand trug sie einen halbnackten Menschen über der Schulter.
„Seht mal, was ich gefangen habe.“
Sie legte die Gestalt auf den Boden. Ihre Arme und der Oberkörper samt Kopf waren mit den Kleidern gefesselt. Es musste sich bei der Gestalt um eine Frau handeln, den um ihren Kopf war eindeutig ein Rock gewickelt. Topa kniete sich neben die Gestalt und zog ihr den Rock vom Kopf.
„Lele?“