Heute ist Weihnachten, dachte Vendela. Und unsere Freunde sind immer noch nicht zurück. Boje hatte sein Versprechen gehalten, und verbrachte mehr Zeit mit ihr und den Kindern. Sie hatten genug Vorräte, um sich und das Vieh auf Livdröm über den Winter zu bringen. Auch wenn sie sich würden einschränken müssen, gab es noch etwas Hoffnung, dass sie einen Teil von Livdröm würden behalten können. Doch ohne ihre Freunde war es nicht das selbe. Boje hatte sich nach dem Frühstück in seine Werkstatt zurückgezogen. Er verbrachte die Tage damit, notwendige Reparaturen durchzuführen und erledigte die Stallarbeit. Die Zwillinge Elin und Keld spielten auf Fußboden vor dem Kamin und Vendela stopfte und nähte. Neue Kleidung konnten sie sich nicht leisten.
Vendela wurde aus ihren Gedanken gerissen, als draußen jemand laut zu rufen begann. Bevor sie erkennen konnte wer das was rief, flog die Tür auf, Boje kam hereingestürzt, packte sie am Handgelenk und zog sie mit hinaus.
„Sie sind da! Sie sind da!“, rief er die ganze Zeit. Draußen angekommen fuchtelte er mit den Armen Richtung Waldrand.
„Sie kommen! Vendela sie kommen!“
Vom Waldrand her näherte sich ein Schlitten.
„Jetzt beruhige dich. Es ist nur ein Schlitten und er ist noch zu weit weg.“
„Doch, sie sind es. Jetzt, da! Schau hin!“
Der Schlitten machte eine scharfe Kurve und wirbelte dabei jede Menge Schnee auf. Dann verschwand der Schlitten hinter der Schneewand und tauchte plötzlich aus ihr auf.
„Da. Siehst du? So fährt nur Lele!“
Sie waren es wirklich. Aber was war mit dem zweiten Schlitten? Freude und Angst brachten sie zum weinen, während Boje dem Schlitten entgegen rannte. Ihre Knie gaben nach, als sie die Gesichter ihrer Freunde erkennen konnte.
Erst als Vendela zu frieren anfing und sie sich mehrfach umarmt hatten, gingen sie zurück in die Wohnstube. Vor lauter Freude und Aufregung redeten alle wild durcheinander. Doch irgendwie schafften sie es, die Aufgaben für eine Willkommensfeier an Weihnachten zu verteilen. Lele wollte ihren Vater besuchen und Oma Lerke abholen. Topa fuhr zu Tante Unn in die Backstube und anschließend aufs Postamt, um Santa Claus und Onkel Pelle zu treffen. Fynn ging jagen, Boje plünderte den Weinkeller und Vendela und Paola die Vorratskammer.
Am späten Nachmittag waren alle zurück auf Livdröm. Lele hatte Oma Lerke dabei und Topa brachte Santa Claus, seine Frau Kine sowie Tante Unn, Onkel Pelle und die Kinder Orge, Ova und Oda mit. Natürlich kam niemand mit leeren Händen. Santa Claus spendierte ein Faß Bier, Kine eine Flasche selbst gebrannten Schnaps und Tante Unn brachte Brot, Kuchen und Gebäck aus der Backstube mit. Kurzer Hand wurde ein extra Tisch nur für Speisen und Getränke geholt.
Nach dem Essen erzählten die vier Abenteurer von ihrer Reise. Die Geschichte zog sich bis weit nach Mitternacht hin, doch niemand wollte nach Hause.
Lele stand in der Küchentür und blickte in eine Wohnstube voller glücklicher Gesichter. Ihr Blick fiel auf Topa. Er lag vor dem Kamin, um ihn herum schliefen die Kinder. Sie hatten Topa den ganzen Abend in Beschlag genommen. Und er hatte mit ihnen herumgealbert, war Alleinunterhalter, Clown, Kletterbaum, Kapitän und Geschichtenerzähler für sie.
„Siehst du, wie glücklich und zufrieden die Kinder sind?“
Es war Tomte Tummetott, der die Frage gestellt hatte.
„Ja, den ganzen Abend waren sie das.“
„Warum?“, fragte Tomte weiter.
Lele zuckte mit den Schultern.
Tomte Tummetott wäre nicht Tomte Tummetott, wenn er die Frage nicht mit einer Frage beantworten würde.
„Sollten wir nicht alle mehr wie die Kinder sein? Keine Fragen an das Leben stellen sondern einfach das tun was uns gerade in den Sinn kommt und mit dem was der Augenblick uns bietet zufrieden sein?“
Lele dachte eine Weile darüber nach. Als sie antworten wollte, war Tomte so lautlos verschwunden wie er aufgetaucht war.
„Eine Frage habt ihr noch nicht beantwortet“, sagte Santa Claus. „Wo hat Paola den toten Hasen her?“
Alle blickten Paola an.
„Gefunden. Ich hatte einfach Glück.“
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Und damit endet die Geschichte für dieses Jahr. Ich hoffe, es hat euch Spaß gemacht. Ich wünsche euch, euren Familien und Freunden frohe und vor allem langsame und ruhige Weihnachten und würde mich freuen, wenn ihr alle nächstes Jahr wieder mit dabei seit.
Liebe Grüße Philipp