21/2017 Wieder vereint

Nachdem er Lele von ihrer Kleiderfessel befreit hatte, fand er sich plötzlich in der Rolle eines Angeklagten wieder.

„Das ist also die Hilfe, die du holen wolltest? Ein ungehobeltes Weibsbild?“, fauchte Lele.

„Das ist Jytte. Sie hat den Arzt geholt“, stammelte Topa.

„Und womit verdient sie sonst ihren Lebensunterhalt? Entführungen?“

„Sie ist Bäuerin.“

„Jetzt verteidigst du sie auch noch!?“

„Nein, Lele… ich…. ich versuche dir das doch nur zu erklären.“

„Sie soll bloß die Finger von mir lassen. Und du von ihr, verstanden!?“

Opa Kester kam Topa zu Hilfe.

„Ich bin Opa Kester. Du musst meine Enkelin entschuldigen. Wir sind überfallen worden und da ist sie wohl noch etwas misstrauisch.“

„Sie hat ja nicht mal gefragt wer ich bin und mich einfach von hinten überfallen.“

„Wie gesagt, entschuldige bitte, sie hat es sicher nicht böse gemeint. Aber ich denke, hier geht es um einen verletzten Freund von euch. Wo ist der Patient?“

„Wir lagern ein Stück den Fluss hinauf. Ihr habt einen Arzt gefunden?“

„Äh ja, das wäre dann wohl ich. Wobei ich den Begriff Medicus bevorzugen würde.“

Lele blickte auf ein kleines, rundes Männchen mit einem viel zu großen Hut.

„Und wer ist die Kleine da?“

„Nilla, meine Tochter“, antwortete Jytte. „Wir sollten los, der Arzt ist teuer.“

Der kleine Trupp folgte Lele zu ihrem Lager.

„Konnte ja nicht wissen, dass du dazu gehörst. Topa hat nichts von die erzählt“, sagte Jytte zu Lele.

Die packte Topa am Ärmel und zog ihn zwischen sich und Jytte.

Paola fiel ihrem Bruder um den Hals. „Du hast es geschafft.“

Der Arzt untersuchte Fynn. Dann stellte er ihm und Paola einige Fragen.

„Ich denke, ich kann hier nicht mehr viel tun. Die Wunde ist fast vollständig von totem Gewebe befreit. Ich werde sie nur noch etwas säubern. Es wird einige Zeit dauern, bis sie verheilt ist. In ein oder zwei Tagen sollte der Patient aber wieder bei Kräften sein. Das war sehr gute Arbeit von Ihnen, meine Damen.“

Der Arzt und Lele setzten die Behandlung fort und Topa stellte die Anwesenden einander vor.

Paola und Topa bereiteten das Abendessen vor, Opa Kester spielte mit Nilla und Jytte holte ihre Sachen, um einen gemeinsames Lager für die Nacht aufzuschlagen.

Die Anspannung der letzten Tage war verflogen. Während des Essens erzählte Topa, was ihm passierte war.

„Wir haben es Lele zu verdanken, dass Fynn überlebt hat“, begann Paola die Tage seit Topas Aufbruch zu schildern.

Der Arzt wiederholte sein Kompliment über die gute medizinische Versorgung. Auch wenn die Behandlung mit Maden ein gewisses Risiko berge, sei es doch dir richtige Entscheidung gewesen.

So saßen sie bis spät in den Abend am Feuer, aßen und tranken und erzählten reihum ihre Geschichten. Die kleine Nilla stolperte mit ihren kurzen Beinen zwischen Opa Kester und Topa hin und her und fütterte beide mit Nüssen und Brotresten. Schließlich setzte sie sich auf Topas Schoß und war kurz darauf eingeschlafen. Jytte nahm ihre Tochter und legte sich mit ihr schlafen.

„Es freut mich, euch kennengelernt zu haben“, sagte Opa Kester zu Topa bevor auch er sich zu Jytte und Nilla legte.

Lele und Paola räumten das Geschirr zusammen.

„Es tut mir leid, dass wir uns gestritten haben“, sagte Paola.

„Mir tut es auch leid. Ich glaube, ich war einfach überfordert mit der ganzen Situation.“

„Das war ich auch“, gestand ihr Paola.

„Ehrlich? Ich hatte den Eindruck, du warst dir völlig sicher, was du tust.“

„Nein, nur wir hatten keine andere Wahl, als so zu handeln.“

„Was, wenn es nicht geklappt hätte?“

„Daran versuche ich nicht zu denken.“

„Danke, dass du eine so gute Freundin bist.“

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