22/2017 Die Welt der Kinder

Am nächsten Morgen war die Stimmung gut wie schon lange nicht mehr. Alle waren ausgeschlafen und die Sorgen der letzten Tage vergessen. Sachen wurden gepackt, der Arzt versorgte Fynn und die kleine Nilla flitze von einem zum anderen und musste alles sehen und beobachten was geschah.

Gemeinsam beschlossen sie, Opa Kester und Jytte in ihr Dorf zu begleiten, dort die Vorräte aufzufüllen und dann nach Hause zu fahren. Die Reisegruppe verstand sich prächtig und auch Lele gelang es freundlich zu Jytte zu sein.

Insgesamt brauchten sie fünf Tage, bis sie die kleine Hütte erreichten, in der Opa Kester mit Jytte wohnte. Fynn hatte sich prima erholt. Die Wunde heilte fast ohne Zutun. Trotzdem wollte der Arzt bezahlt werden. Schließlich einigten sich er und Paola sich auf die Hälfte des üblichen Honorars. So blieb noch genug Geld um Vorräte zu kaufen und Opa Kester und Jytte in der Gaststube zum Essen einzuladen. Mehr Belohnung wollte der Alte nicht annehmen.

Nach dem Essen entschieden Topa und Lele sich zu einem Spaziergang.

„Woher hattest du eigentlich die Beule am Kopf?“, fragte Lele.

Topa erzählte von seiner ersten Begegnung mit Jytte.

„Ich bin ihr dankbar, dass sie uns geholfen hat. Trotzdem finde ich sie seltsam.“

„Was meinst du?“, wollte Topa wissen.

„Sie hat sich zum Beispiel weder bei dir noch bei mir entschuldigt.“

„Ich glaube, dass hat sie. Nur einfach auf ihre eigene Art.“

Lele blickt ihn fragend an.

„Opa Kester hat mir erzählt, dass sie sich schwer tut mit anderen umzugehen. Sie hat gesagt, dass sie ja nicht wusste, wer du bist und dass sie mich für einen der Fremden gehalten hat. Ich glaube, dass war so etwas wie eine Entschuldigung.“

„Sag ich doch. Seltsam.“

„Und du? Wie geht es dir bei der ganzen Sache?“

„Am Anfang fand ich es unheimlich aufregend und spannend“, sagte Lele. „Aber je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr merke ich, dass unser Leben in unserem beschaulichen Weihnachtsdorf doch sehr geborgen und sorgenfrei ist.“

„Das klingt doch gut.“

„Ja, das ist es auch, denke ich.“

Sie spazierten eine Weile durch das Dorf. Topa hielt heimlich Ausschau, ob er doch irgendwo seinen Schlitten entdecken würde.

„Möchtest du Kinder?“

„Was?!“, fragte Topa erstaunt.

„Ob du Kinder magst und selbst welche haben willst.“

„Wie kommst du jetzt darauf?“

„Die kleine Nilla ist ständig in deiner Nähe, will mit dir spielen, beim Essen sollst du neben ihr sitzen oder sie klettert dir auf den Schoß. Wenn wir bei Tante Unn und Onkel Pelle sind, ist es mit ihren Kindern das selbe. Scheinbar mögen Kinder dich einfach.“

„Kinder sind einfach. Sie wollen was sie gerade sehen und versuchen, es in ihre eigene kleine Welt zu integrieren. Dabei ist es ihnen völlig egal, was der eigentliche Zweck von dem ist, was sie gerade in der Hand haben. Da passen auch Cowboys und Indianer auf ein Piratenschiff. Ihre Fantasie kennt keine Grenzen. Und mir macht es Spaß, dann auch meiner Fantasie freien Lauf zu lassen. Das ist inspirierend und ansteckend, musst du mal probieren. Erwachsene neigen dazu, die Fantasie der Kinder zu zerstören, in dem sie versuchen ihnen die Welt zu erklären und das Denken in Schubladen zu ordnen. Ich will einfach nur spielen und in die Welt der Kinder eintauchen. Vielleicht merken die Kleinen das und sehen mich als ein Kind, das spielen will.“

„Und, möchtest du Kinder?“

„Ich denke schon.“

Lele schmiegt sich eng an ihn. „Du wärst ein toller Vater.“

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