Etliche Tage später waren alle Vorbereitungen abgeschlossen. Lele und Paola konnten das Brautpaar davon überzeugen, die Nacht vor der Hochzeit getrennt von einander im Weihnachtsdorf zu verbringen. So würden Topa und Fynn genug Zeit haben, um die Überraschung perfekt zu machen. Lele schlief in dieser Nacht bei Vendela und stellte ihre Stube für Vendela und die Zwillinge zur Verfügung. Boje würde bei Topa übernachten.
Am Nachmittag des Vortages der Hochzeit trafen sowohl Vendelas als auch Bojes Eltern und Geschwister auf Livdröm ein. Dort war schon alles für die Hochzeit vorbereitet und so luden die Eltern des Brautpaares die ganze Gesellschaft zum Abendessen in den Gasthof im Weihnachtsdorf ein. In dem Trubel gelang es Topa und Fynn sich unbemerkt in den Wald zu schleichen. Dort warteten schon einige Wichtel aus dem Postamt. Als die Gesellschaft dann Livdröm verlassen hatte, machten sie sich daran, den letzten Teil der Überraschung umzusetzen. Danach machten sie sich auf, um zusammen mit den anderen im Gasthof das Wiedersehen von Vendela und Boje mit ihren Familien zu feiern.
Nach dem Abendessen erhob sich Boje und klopfte mit seinem Krug auf den Tisch. Die Gespräche verstummten und er ging auf Vendelas Eltern zu und hielt ganz offiziell um die Hand ihrer Tochter an. Danach kniete er sich vor Vendela und machte ihr erneut einen Heiratsantrag. Als der Beifall verklungen war, nahmen Vendelas Eltern ihre Tochter an den Händen. Zuerst legte Vendelas Mutter eine Hand ihrer Tochter in Bojes Hand, dann Vendelas Vater. Dann sprachen sie die traditionelle Formel:
„Wir verantworten dir unsere Tochter Vendela als Frau und geben sie in deine Hände.“
Wieder brandete Jubel und Beifall auf. Damit war die Hochzeit bestätigt und die Ehe verbürgt.
Am nächsten Tag war Vendela als erste wach. Sie ging in die Küche, um das Frühstück zu richten. Nach und nach standen auch Paola, Lele und Oma Lerke auf. Als Vendelas Mutter eintraf, zogen sich Vendela, Lele und Paola mit ihr in Leles Stube zurück und kleideten sich an.
Es war ein herrlicher Sommertag. Die Sonne hatte schnell den Morgennebel aufgelöst und zog nun langsam ihre Bahn am blauen Himmel.
Fast gleichzeitig machten sich zwei Gruppen auf den Weg zur Trauung. Die eine Gruppe wurde von Vendela und Lele angeführt. Dahinter gingen Familie, danach alle Verwandten und Freunde der Braut. Die andere Gruppe wurde von Boje und Topa angeführt. Auch hier folgte zuerst Bojes Familie, dann alle Verwandte und Freunde des Bräutigams.
An jeder Hütte, die sie auf ihrem Weg zur Trauung passierten, standen die Bewohner bereits am Wegesrand. Sie jubelten den beiden Gruppen zu und schlossen sich ihnen an, sobald sie an ihnen vorbei waren.
So wurden die beiden Gruppen immer größer, bis sie schließlich den Dorfplatz erreichten. Dort wartete schon der Bürgermeister und weitere Dorfbewohner. Rund um den Dorfplatz sind Läden und Geschäfte sowie Ärzte und die Ratsstube angeordnet. Dort findet auch der Markt statt. Keiner wusste, wie alt die große Linde in der Mitte wirklich war. Im Sommer spendete sie Schatten und Schutz vor Regen. Unter ihren mächtigen Ästen fanden alle Zeremonien wie Trauungen, Freisprechungen und öffentliche Versammlungen statt.
Schließlich standen sich Vendela und Boje am Rande des Dorfplatzes gegenüber. Die Trauung konnte beginnen.