3 Aufräumen

Boje und Vendela lagen eng umschlungen in der Scheune, die Köpfe einander zugewandt. Vendela hatte die Augen geschlossen, Boje betrachtete seine Frau ein Weile.

„Komm, lass uns weiter aufräumen, sonst werden wir nie fertig“, flüsterte er leise.

„Du bist grausam“, erwiderte Vendela. „Ich will liegen bleiben. Hier in der Scheune. Mit dir.“

„Und was ist mir Erin und Keld? Wir können unsere Zwillinge nicht die ganze Zeit alleine lassen?“

Vendela öffnete die Augen. Dann legte sie eine Hand auf seine Wange und sah in liebevoll an.

„Die sind bei Oma Lerke in den besten Händen. Wahrscheinlich sind Lele oder Paola auch mit dabei. Entspann dich, Liebling. Wir hatten seit der Geburt nur wenig Zeit für uns alleine. Heute ist der erste Tag, an dem wir verheiratet sind. Lass uns den so gut es geht genießen.“

An seinem Blick erkannte Vendela, dass Boje noch mit sich kämpfte. Sie liebte sein Pflichtbewusstsein und dass er nichts unerledigt sein lassen konnte. Ihr Hof wäre nicht so gut in Schuss, die Ernte würde geringer ausfallen und die neuen Gebäude wären auch nicht entstanden, wenn Boje eben nicht Boje wäre. Und das er dies alles aus Liebe zu ihr tat und um ihren gemeinsamen Traum zu erfüllen, führte dazu, dass sie ihn manchmal bremsen musste.

Boje öffnete den Mund. Schnell gab ihm Vendela einen Kuss.

„Ich weiß“, sagte sie und küsste ihn wieder. „Aber jetzt nicht. Bitte.“

Boje gab nach. Er liebte seine Frau. Und dass sie eigentlich recht hatte, erkannte Vendela an seinem schuldbewusstem Gesichtsausdruck. So legte er seine Arme um sie, zog sie eng an sich und schloss die Augen. Kurz darauf lockerte sich seine Umarmung. Aber das merkte Vendela nicht, denn auch sie war eingeschlafen.

Draußen auf dem Hof waren Topa und Fynn gerade dabei, den Tanzboden abzubauen und auf einen der Schlitten zu verladen. Paola hatte in der Wohnhütte mit dem Abwasch begonnen. Oma Lerke hütete wie von Vendela vermutet die Zwillinge. Lele war dabei, sämtliche Kissen, Tischdecken und Deko in Kisten zu verpacken.

Vom Dorf her näherte sich zwei Schlitten. Als sie nah genug waren erkannte Lele auf dem einen Schlitten Santa Claus und seine Frau Kine, auf dem anderen Topas Tante Kine mit ihrem Mann Onkel Pelle und den Kindern Orge, Ove und Oda.

„Hallo“, winkte Lele ihnen zu. Kaum waren die Schlitten zu stehen gekommen, sprangen die Kinder herunter und machten sich sofort daran, den Hof zu erkunden.

„Hallo Lele“, antwortete Santa Claus. „Wir dachten, ihr könntet vielleicht ein wenig Hilfe gebrauchen.“

„Wie ich sehe“, lachte Onkel Pelle, „lagen wir mit richtig. Wo sollen wir anpacken?“

Tante Unn ging Paola zur Hand, Kine half Lele und Onkel Pelle fuhr mit seinem Schlitten in Richtung Tanzboden um Fynn und Topa zu helfen. Santa Claus zählte kurz ob noch alle „drei O“ wie er sie liebevoll nannte zu sehen waren, versorgte die Rentiere und ging dann auf eine Tasse Tee zu Oma Lerke in die Kinderstube.

Mittlerweile waren weiter Dorfbewohner und einige Wichtelfamilien eingetroffen. Sie kamen zu Fuß oder mit ihren Schlitten. Jeder packte mit an. So war gegen Nachmittag alles abgebaut, sauber gemacht, in Kisten oder auf die Schlitten verladen und nur noch die große Tafel stand in der Auffahrt. Um die Helfer mit Getränken und Essen zu versorgen hatten in paar Frauen aus dem Dorf aus den Resten der Hochzeitsfeier eine ordentliche Brotzeit gezaubert. Nach und nach setzten sich jetzt die Helfer an die große Tafel.

Als Boje und Vendela aus der Scheune kamen, waren alle Spuren der Hochzeitsfeier verschwunden und die Sonne würde in kürze hinter den Bergen verschwinden.„Träum´ ich, oder sitzt da das halbe Dorf und macht Brotzeit?“, wunderte sich Boje. Vendela rang ebenso um Fassung wie Boje. Dann setzten sie sich mit an die Tafel. Aus der kleinen Brotzeit wurde eine richtige Feier. Es war bereits dunkel als die letzten Helfer sich auf dem Heimweg machten, natürlich nicht ohne vorher noch alles wieder aufzuräumen und sauber zumachen. Vendela und Boje standen Arm in Arm vor ihrer Wohnstube und winkten den letzten Gästen nach. Livdröm lag nun still und ruhig im Mondlicht. Erin und Keld lagen in ihren Bettchen und hatten von dem ganzen Trubel nichts mitbekommen. Vendela hatte zwei Gläser Wein und eine Decke mitgebracht und sie setzten sich auf die Bank vor der Wohnhütte. Livdröm, dachten beide bei sich, ist genau der richtige Name für unser zuhause, unsere Freunde und unser Leben.

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