5/2019 Wie war nochmal die Frage?

Boje saß sichtlich genervt am Esstisch in der Wohnstube als Fynn und Paola eintrafen. Er trommelte mit den Fingern auf den Tisch und verdrehte die Augen.

„Seit dem Mittagessen geht das schon so“, platze es aus ihm heraus. „Madame hat sich in den Kopf gesetzt heute Abend noch schöner als sonst aus zusehen, und das geht nur mit einer entsprechenden Frisur. Also sitze ich hier, warte bis sie mir das neueste Kunstwerk der Haarflechterei präsentiert wird, lobe die Fertigkeiten meiner Frau und ihr Aussehen in den höchsten Tönen und wundere mich, was für Ausreden sie wieder bringt warum dies oder jenes nicht passen würde. Egal ob französische, holländische oder italienische Zöpfe, ob halbgeflochten oder ein Gretchen-, Fischgräten- oder Bauernzopf, oder mal lieber was mit 5 anstatt 4 Strähnen, hochgesteckt oder kreisrund….. nix passt. Nix. Aber auch gar nix!“

Fynn flüsterte Boje etwas ins Ohr und stellte sich mit einem kaum sichtbaren Grinsen erwartungsvoll neben Paola. Kurz darauf erschien Vendela. Sie trug ein langes, hellblaues Kleid, braune Lederschuhe und eine passende Schärpe über der rechten Schulter. Ihre langen blonden Haare hatte sie zu einer halb offenen Hochsteckfrisur mit einem lockeren Zopf gebunden.

„Und?“, blickte sie erst Boje und dann Paola und Fynn fragend an.

Fynn nickte, Paola zupfte ihr eine Strähne zurecht und Boje sagte gar nichts.

„Wenigstens Paola gefällt mein Werk.“

„Du siehst fantastisch aus“, antwortete sie.

„Und mein Gemahl sagt nichts?“

„Dem hat´s die Sprache verschlagen“, feixte Fynn.

„Behalte dein Lächeln an, der Rest ergibt sich von selbst“ sprach der angeblich Sprachlose.

„Dann lasst uns gehen“, sagte Vendela stolz.

Die vier verabschiedeten sich von Kindermädchen Oma Lerke und machten sich auf den Weg.

Die beiden Frauen gingen voraus, Fynn und Boje folgten mit etwas Abstand.

„Danke Mann, du hast mich gerettet“, sagte Boje.

„Gern geschehen.“

„Ich frag mich schon, woher du weißt, was meine Frau hören will.“

„In dem Fall war es egal was du sagst, nur nichts über die Frisur.“

„Versteh einer die Frauen. Wahrscheinlich krieg` ich heute Abend zu hören, dass ich ihre Frisur gar nicht gelobt habe.“

„Tja, damit musst du dann alleine fertig werden.“

Am Ende des Weges tauchten die Lichter der Musikschule auf.

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