Santa Claus

Der November war kein schöner Monat gewesen. Kalt, grau, nass, matschig und in ihm wuchs die Anspannung. Das ganze Dorf war mit den Vorbereitungen für Weihnachten beschäftigt. Würden Sie es auch dieses Jahr wieder schaffen?

Er parkte auf dem für ihn reservierten Parkplatz, schloss die Augen, genoss noch ein paar Momente der Ruhe und versuchte seine Gedanken zu sortieren.

Früher war Weihnachten ruhiger. Klar war damals auch viel zu tun, aber seit ein paar Weihnachten war die Arbeit immer mehr geworden. Den Jüngeren im Dorf scheinte das nichts auszumachen. Sie kannten ja auch die „gute alte Zeit“ nicht. Vielleicht lag es aber auch an ihm selbst. Wie lange machte er das jetzt schon? Er war alt geworden, hatte viele Weihnachten erlebt und mitgemacht. Die Arbeit machte ihm immer noch Spaß.

Es erfüllte ihn immer wieder aufs Neue mit tiefem, väterlichen Stolz wenn er beobachtete, mit wie viel Freude jeder unermüdlich seinen Teil dazu beitrug, dass Alles rechtzeitig fertig war.

Er stieg aus und ging hinein. Drinnen herrschte scheinbar ein absolutes Chaos. Karren wurde durch die Gänge geschoben, dazu ein wildes Gewusel aus Paketen und lachenden Gesichtern mit grünen Mützen. Teilweise waren die Pakete so groß, dass man die Wichtel die sie trugen nicht sehen konnte. Er musste bei diesem Anblick immer lachen. Es sah so aus, als ob die Pakete  Beine hätten.

Es wurde gepackt, geschleppt, ein- und ausgeladen, von hier nach da gebracht, gegrüßt, gelacht und ständig einander ausgewichen. Ein Rädchen griff wie von Zauberhand gesteuert ins andere; Alles war zur rechten Zeit am richtigen Platz. Und das alles ohne Computer. Die Menschen würden das hier nicht mal mit Computer hinbekommen, davon war er überzeugt. Er nickte zufrieden; Alles war wie immer perfekt organisiert. Er zog seine Handschuhe aus, knöpfte seinen Mantel auf und machte sich auf seine Runde durch das Postamt.

Hey Santa!“ „Guten Morgen Santa!“ „Vorsicht Santa!“ „Wie geht’s Santa?“ Von allen Seiten wurde er herzlich begrüßt. Er grüßte zurück, schüttelte Ihren kleinen Hände, klopfte ihnen väterlich auf die Schultern, beantwortete Ihre Fragen, erkundigte sich nach ihren Familien. Plötzlich waren alle Gedanken verschwunden und er war mitten drin, umringt von strahlenden Gesichtern. Nichts, aber auch gar nichts konnte „seinen“ Wichteln die Laune verderben. Die kleinen Kerle waren unverwüstlich und von einer Herzlichkeit, dass man sie einfach lieben musste.

Santa war noch nicht weit gekommen, als er die ersten Hände an den Taschen seines Mantels spürte. Er tat so, als ob er Nichts bemerkte. Es war ihr übliches Spielchen – wie jedes Weihnachten. Und wie jedes Weihnachten wurde ihm warm ums Herz, wenn er sah, wie spitzbübisch sich die Wichtel freuten, ihm „heimlich“ Plätzchen und Naschereien aus der Bäckerei des Weihnachtsdorfs in seine Manteltaschen zu stecken.

In seinem Büro angekommen hängte er seinen Mantel und die Mütze auf, griff in die Tasche und nahm eine Handvoll Plätzchen mit an seinen Schreibtisch.

Eigentlich hatte er seiner Frau versprochen, dass dies seine letzten Weihnachten als Santa Claus wären. Aber wenn er seine Wichtel sah, Ihre Freude und Wärme spürte, wenn er sah, wie gut Alles organisiert war, dann wurde ihm warm ums Herz. Ein Mischung aus Freude und Stolz rang ihm die eine oder andere Freudenträne ab. In diesem Moment gab es nichts Schöneres, als Santa Claus zu sein, der Chef vom Postamt im Weihnachtsdorf.

8 Gedanken zu „Santa Claus

  1. hi bub, hab mich gefreut auf deine adventsgeschichte. und heut, nach
    dem ersten tag, wächst die freude weiter und ich erwarte den nächsten tag
    mit ungeduld.
    schliess mich mama an: stolz auf dich!

  2. Hi Philipp,
    ich bin so froh, dass es noch Menschen gibt, die Gedanken niederschreiben und anderen zum Lesen geben.
    Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich so einen Menschen kenne.
    Ich freu mich auf morgen…..und bin gespannt, wie es weitergeht
    Ich wünsche Dir noch einen schönen Sonntag
    Viele Grüße
    Sigi

  3. Hey Philipp,

    es ist so schön, wenn die Adventszeit wieder mit einer deiner tollen Geschichten beginnt. Verkürzt die Zeit und erhöht die Spannung erheblich. Ich freue mich schon auf das nächste Türchen.
    Ein dickes Dankeschön für die Zeit, die du dir nimmst, um all deinen Lesern eine Freude zu machen!
    Viele Grüße Kirstin

  4. Hi Phil, wow, liest sich ganz wundervoll, bin schon soooo gespannt wie’s weiter geht! Danke dass du Dir die Mühe machst. Und danke an die Eltern für so einen talentierten Bub der mir in Nbg gscheit fehlt!
    LG!

  5. Hallöle Philipp,
    haben deine Geschichte mit Begeisterung gelesen und freuen uns schon riesig darauf wie es weitergeht, denn auch für uns beginnt somit die Weihnachtszeit.
    Einen schönen Sonntagabend und bis morgen.

    Liebe Grüssle Christine und Peter

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