Topa öffnete den Brief und las:
Lieber Topa,
wir sind in großer Not. Jytte wurde verhaftet. Man lässt mich nicht zu ihr und sagt mir auch nicht den Grund. In der Stadt munkelt man, sie sei wegen Mordes verhaftet. Du bist der einzige, dem ich trauen kann. Entschuldige bitte meine Not, aber ich brauche mein letztes Geld um Essen für die kleine Nilla zu kaufen. Jetzt, da Jytte nicht mehr arbeiten kann, bleiben mir nur meine Ersparnisse.
Bitte komm schnell, ich weiß nicht wie lange wir noch durchhalten.
Dein Opa Kester
„Ach, der will doch nur Geld. Schicken wir den Boten mit ein paar Münzen zurück und die Sache ist erledigt.“ Lele versuchte so überzeugend wie möglich zu klingen.
„Das hilft Opa Kester und Nilla“, entgegnete Topa. „Aber nicht Jytte.“
„Was geht dich dieses Frauenzimmer an?“, blaffte Lele. „Schon vergessen? Sie hat dir mit der Schaufel eins übergebraten, dass du bewusstlos warst.“
„Jetzt beruhige dich bitte“, sagte Paola und legte Lele die Hand auf die Schulter. „Sie hat uns geholfen und wir sollten in Ruhe darüber diskutieren, wie wir auf diesen Hilferuf reagieren.“
Lele schlug ihr die Hand weg und starrte sie an. Jetzt auch noch Paola. Eigentlich hätte sie damit rechnen müssen, dass Paola zu ihrem Bruder halten würden. Blieb ihr also noch Vendela als Verbündete.
„Geld ist die beste Lösung“, verlieh Lele ihrer Forderung Nachdruck. „Wir können Boje und Vendela nicht schon wieder im Stich lassen. Sie sind unsere Freunde. Stimmt´s Vendela?“
„Wir könnten in der Tat jede Hilfe brauchen, die wir kriegen können“, sagte Vendela.
Lele triumphierte.
„Unsere Situation ist ernst“, sagte Boje.
Lele triumphierte noch mehr. Boje war also auch auf ihrer Seite. Sie fiel ihm ins Wort.
„Und wir können von Fynn nicht schon wieder verlangen, zu kämpfen und sein Leben zu riskieren.“ Wenn jetzt noch Fynn auf ihrer Seite wäre, dann hätte sie gewonnen.
„Ich war noch nicht fertig“, sagte Boje. „Unsere Situation ist ernst, und wir können tatsächlich jede Hilfe brauchen. Doch unsere Lage ist nicht lebensbedrohlich. Die von Jytte schon“, half er seiner Frau aus der unmöglichen Situation, in die Lele sie gebracht hatte.
Lele funkelte ihn wütend an. Verräter, schoss es ihr durch den Kopf.
„Naja!“, antwortete sie. „Nur Pech, dass Kester Topa um Hilfe gebeten hat und nicht euch. Komm Topa, wir gehen. Wir regeln das mit dem Boten und die Sache hat sich erledigt.“ Sie stand auf, und zog ihre Jacke an.
Topa blieb sitzen.
„Was ist?“, fragte sie gereizt. „Du denkst doch nicht ernsthaft darüber nach, sie zu retten? Oder hast du dich etwa in dieses Bauernmädchen verguckt?“
Bevor er etwas sagen konnte, erhob sich Oma Lerke.
„Nun, das macht ihr jungen Leute mal unter euch aus. Es wäre schön, wenn du mich nach Hause begleitest“, sagte sie zu Lele.
Fynn nutze den Augenblick und nickte Topa zu.
„Und du kommst mit“, herrschte Lele Topa an.
Topa stand auf, half Oma Lerke in den Mantel und zog dann seine eigene Jacke an. Paola umarmte ihn zum Abschied.
„Komm nachher zu uns in die Hütte“, flüsterte sie ihm dabei ins Ohr.
Lele war wütend, weil ihre Freunde ihr in den Rücken gefallen waren. Aber sie hatte die Situation dank Oma Lerke noch retten können. Topa würde diesem Weib nicht helfen. Er war ihr Freund.