6/2021 So ist das eben

Als Fynn am nächsten Morgen aufwachte, war Tomte längst wieder unterwegs. Fynn stieg vorsichtig aus dem Bett. An den erst halb verbrannten Holzscheiten im Kamin erkannte er den nächtlichen Besucher. Er zog sich an, legte noch etwas Holz nach und trat hinaus in die morgendliche Kälte. Die Sonne war noch nicht bis über die Bäume geklettert, nur hier und da drangen einzelne Strahlen durch die Baumkronen. Der See vor der Hütte war schon fast ganz zugefroren. Fynn kontrollierte die Fallen die er in der Nähe der Hütte aufgestellt hatte.

„Kein Glück gehabt?“, fragte Paola als er die Hütte betrat.

„Doch“, grinste er und küsst erst seine Frau und dann seine Tochter.

„Aber uns kannst du nicht essen und die Vorräte sind fast aufgebraucht.“

„Dann muss ich meinem Jagdglück wohl mit etwas Können nachhelfen“, feixte er.

Paola blickte ihre Tochter an und flüsterte: „Gewöhn dich schon mal an die Machosprüche deines Vaters.“

„Wie ernst ist es wirklich um unsere Vorräte bestellt?“, fragte Fynn.

„Außer Tee kann ich dir nichts anbieten.“

„Ay“, antwortete Fynn. „Dann weiß der Macho ja was er heute zu tun hat.“

Auf Livdröm führten Vendela und Boje ein ähnliches Gespräch. Nur mit etwas ernsterer Mine.

„Wir haben kaum noch genug für uns, um durch den Winter zu kommen.“

Auch wenn Vendela die Zusammenfassung ihres Mannes nicht gefiel, musste sie doch einräumen, dass er damit recht hatte.

„Dann müssen eben unsere Freunde uns versorgen.“

Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen wünschte sie sich, sie könnte ihn zurück nehmen.

„Jetzt schau nicht so griesgrämig“, flirtete sie als sie sich auf seinen Schoß setzte. „Ich weiß wie hart du diesen Sommer geschuftet hast. Und für uns alleine hätte es ja auch locker gereicht. Wir haben sogar etwas verkaufen können. Und dafür liebe ich dich.“

Ihre Worte und die Zärtlichkeit ihrer Stimme verfehlten ihr Ziel nicht. Statt griesgrämig blickte sie Boje jetzt eher hilflos.

„Bis heute Abend überlegen wir uns eine Lösung und wenn dann alle da sind besprechen wir das.“

„Warum habe ich den Eindruck, dass du die Lösung schon gefunden hast?“

„Weil du ein kluger Mann bist und dich auf deine Frau verlassen kannst“, grinste Vendela.

„Und weiht mich meine Frau auch in ihre Pläne ein?“

„Jytte.“

„Jytte?“

„Jytte!“, bestätigte Vendeka auch wenn dadurch neue Fragen aufgetaucht waren.

So ist das eben mit dem Vertrauen, dachte Boje. Es führt dich einen langen und schattigen Weg bis ins Licht.

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