Das erste große Fest im Dorf war wie immer das Frühlingsfest. Den Winter nutzten die Dorfbewohner traditionell für kleinere Ausbesserungen oder Verschönerungen in ihren Hütten. Die Geräte und Werkzeuge wurden für die kommende Saison vorbereitet. Das gesellschaftliche Leben beschränkte sich auf gegenseitige Besuche. Die langen Abende gegen Ende des Winters verbrachten viele Familien damit, die Arbeiten für den Sommer zu planen. Die Bauern legten die Feldarbeit fest, Pläne und neue Gebäude und größere Umbauten wurden gemacht und das benötigte Material sowie Arbeiten für Handwerker aufgelistet. Jetzt freute sich jeder darauf, gemeinsam ans Werk zugehen und dass im Dorf wieder Leben herrschte. Entsprechend fröhlich war die Stimmung und jeder war bei dem Fest dabei. Es gab jede Menge zu erzählen und erste Absprachen zu treffen.
Lele war inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen und konnte wieder ohne Krücken gehen.
„Auf dem letzten Frühlingsfest haben wir Vendela und Boje kennengelernt“, sagte sie zu Topa auf dem Weg zum Frühlingsfest.
„Und seit dem sind sie unsere besten Freunde geworden. Ich habe auch Paola eingeladen, um mit uns zu feiern“, erwiderte Topa.
„Und ich Oma Lerke.“
Das Hauptthema der Tischgesellschaft war Vendelas Schwangerschaft.
„Kommt ihr denn auf dem Hof zurecht, wenn das Baby da ist“, erkundigte sich Oma Lerke.
„Wir werden schon etwas Hilfe brauchen, deswegen wollen wir versuchen, für diesen Sommer einen Wandergesellen bei uns aufzunehmen. Er könnte dann die handwerklichen Arbeiten übernehmen und auf den Feldern helfen. Unsere Eltern können uns ja bei dem Baby nicht helfen“, erklärte Boje den Freunden ihre Pläne.
„Wir werden euch natürlich auch gerne wieder helfen“, sagte Lele
„Das ist sehr lieb von euch, aber ihr habt doch bestimmt eigene Pläne“, wollte Vendela wissen.
„Die gemeinsame Zeit auf Livdröm, die Arbeit auf dem Hof und im Weinberg, der kleine Laden, das ist uns sehr ans Herz gewachsen. Wir wollen gerne dabei sein und sehen, wie sich Livdröm weiter entwickelt. Und natürlich euer Baby“, antwortete Lele für sie und Topa.
„Paola, kannst du vielleicht bei dir in der Hütte die Wandergesellen fragen, ob einer zu uns nach Livdröm kommen will?“, fragte Vendela.
„Sehr gerne. Und ich werde auch ab und an mal auf Livdröm vorbeischauen, wenn es euch recht ist.“
„Selbstverständlich. Du gehörst doch auch mit zu uns und bist immer herzlich Willkommen. Hast du denn Pläne für den Sommer?“
„In der Backstube gibt es für mich noch viel zu entdecken und mit Tante Unn habe ich mir ein paar interessante Rezepte ausgedacht. Da freue ich mich schon drauf. Mein Plan ist sozusagen, weiterhin Neues zu entdecken, das Leben im Dorf zu genießen und Tante Unn zu helfen. Nur eine Sache liegt mir am Herzen.“
Paola machte eine kleine Pause. Dann wandte sie sich an Topa.
„Ich würde gerne mit dir das Grab unserer Eltern besuchen. Die Wirtsleute bei denen Eirik damals mit dir Hilfe holen wollte leben noch. Ich würde auch sie gerne besuchen und mit ihnen sprechen.“
„Das finde ich eine großartige Idee“, sagte Oma Lerke, bevor eine Pause entstehen konnte.
„Dann willst du also bei uns bleiben?“, fragte Lele.
„Ja,“ antwortete Paola. Dann berichtete sie von dem Gespräch mit Tante Unn.
„Also das sind wirklich gute Neuigkeiten. Das müssen wir feiern!“ rief Boje voll Freude. „Wer will tanzen?“
Vendela zeigte auf ihren Bauch und Lele auf ihr Bein. Und so gingen Paola und Boje schließlich zur Tanzfläche. Den weiteren Abend verbrachten die Freunde mit Essen, Trinken und Lachen. Bis Oma Lerke müde war und nach Hause wollte.
„Ich danke euch, dass ich mit euch feiern durfte. Es war ein sehr schöner Abend. Aber ich werde jetzt nach Hause gehen. In eurem Alter habe ich auch die Nacht zum Tag gemacht.“
Lele und Topa nutzten die Gelegenheit, um sich auch zu verabschieden. Dann machten die drei sich auf den Weg zu Oma Lerkes Hütte. Vor der Hütte verabschiedeten sich Topa und Lele.
„Wir wollen noch zu unserem Platz auf dem Hügel. Wir konnten im Winter nicht viel Zeit miteinander verbringen.“