8/2020 Überfall auf hoher See

Vier der fünf Haken hatten ihr Ziel gefunden. An allen Seilen wurde kräftig gezogen. Die Schiffe bewegten sich erst nur zögerlich. Dann bewegten sie sich immer schnelle aufeinander zu.

Fynn handelte, ohne nachzudenken. Sein ganzen Leben als Soldat war er für den Kampf trainiert worden.

„Auf Aufprall vorbereiten!“, rief er.

Seine Hände ließen das Seil los und fasten automatisch die Reling. Sein ganzer Körper spannte sich.

„3…. zwei….. eins….“, zählte er runter. Die ganze Zeit über hatte er die Augen auf das andere Schiff gerichtet und schätze ständig den Abstand neu ein und wann die beiden Schiffe aufeinander prallen würden.

„Jetzt!“, brüllte er.

Fynn nutze den Moment des Aufpralls um den Schwung für seinen Sprung auf das andere Schiff zu nutzen. Noch in der Luft griff er den Schlagstock und zog ihn aus dem Gürtel. Kampfbereit landete er auf dem fremden Deck. Hinter sich hörte er weitere Stiefel auf Holz knallen.

Ihm gegenüber standen die Gegner. Die Männer hinter ihm gingen sofort zum Angriff über.

Doch etwas lies ihn zögern.

Die gegnerischen Matrosen bewegten sich nicht. Sie standen nur da, mit erhobenen Armen.

Sie hatten sich ergeben. Sie wollten nie kämpfen. Hatten sie ein Schiff angegriffen, dass sich ergeben hatte?

Doch das hinderte seine Leidensgenossen nicht daran, die Mannschaft anzugreifen. Sie stürmten weiter auf sie zu und schlugen auf sie ein.

Wieder handelte Fynn instinktiv. Er packe den ersten Matrosen den er greifen konnte und schleuderte ihn zurück. Dem nächsten Schlug er in die Beine. Einem weiteren sendete ein gezielter Schlag ins Reich der Träume.

„Hört auf!“, brüllte er. „Sie haben sich ergeben!“

Die Matrosen hielten mitten in der Bewegung inne und starrten ihn an.

„Lasst sie los. Sie haben sich ergeben“, wiederholte er.

In seinem Kopf rasten die Gedanken. Wie hatte es dazu kommen können. Wehrlose Gegner anzugreifen war eine Grenze, die er nie überschritten hatte. Die Männer gehorchten, wenn auch zögerlich.

Am Heck öffnete sich eine Tür. Heraus kam ein kleiner Mann, der genau so breit wie hoch war. Seine Kleidung war mal teuer gewesen. Das größte an ihm war sein Hut.

„Wer ist euer Anführer?“, fragte er.

Die Matrosen blicken stumm und möglichst unauffällig zu Fynn.

„Bitte Herr“, wandte sich der quadratische Mann an ihn. „Haltet ein, edler Herr. Wir haben friedliche Absichten.“

Fynn schwieg.

„Habt ihr denn die Flagge nicht gesehen?“, fragte der Mann weiter.

Flagge? Welche Flagge? Fynn konnte immer noch nicht klar denken. Hatte er einen Fehler gemacht?

Da traf ihn ein Schlag am Kopf. Fynn merkte, wie seine Beine nachgaben. Im Fallen sah er eine weiße Flagge am Mast. Er hatte einen Fehler gemacht.

Und dann wurde es dunkel.

Welchen Fehler er wirklich gemacht hatte, sollte er erst erfahren wenn er wieder aufwachen würde.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.