Fynn war im Weihnachtsdorf angekommen. Zuerst ging er zur Backstube. Dort war alles dunkel. Dann machte er sich auf den Weg zur Hütte von Oma Lerke. Oma Lerke war zuhause, hatte Paola aber seit dem Frühstück nicht mehr gesehen. Auf dem Weg zu Topa schaute Fynn auch in der Wirtsstube vorbei. Weder hier noch bei Topa zuhause eine Spur von Paola.
Außer Atem erreichte er Livdröm. Vendela, Boje und Topa saßen an dem großen Tisch. Keiner der drei hatte Paola heute gesehen.
„Wir waren an der Hütte am See verabredet. Ich habe den ganzen Tag auf sie gewartet. Sie ist weder in der Backstube, noch bei Oma Lerke oder in der Wirtsstube“, erklärte er.
Topa reagierte als erster. „Vielleicht ist sie bei Tante Unn.“
„Wo ist Lele?“, fragte Fynn.
„Noch im Krankenhaus. Ich hole sie dann ab“, antwortete Topa.
„Kannst du mich mitnehmen und unterwegs bei Tante Unn vorbei fahren?“
„Wenn wir gleich losfahren, können wir auch noch bei der kleinen Hütte am See suchen.“
„Da war ich schon“, sagte Fynn resigniert.
„Vielleicht hat sie einen anderen Weg genommen oder sich verlaufen“, beteiligte sich jetzt auch Vendela an dem Gespräch.
„Wartet“, sagte Boje, der nicht tatenlos herum sitzen wollte. „Ich hole euch eine Laterne.“
Keiner versuchte Fynn zu trösten oder ihn mit den üblichen Floskeln Mut zu machen. Sie umarmten Fynn wortlos, dann fuhren er und Topa los. Topa lies die Rentiere das Kommando über den Schlitten übernehmen und konzentrierte sich darauf, in der Dunkelheit überhaupt etwas zu erkennen. Sie riefen ihren Namen.
„Wir müssen abwechselnd rufen. Und nach jedem mal eine Pause machen, sonst überhören wir vielleicht ihre Antwort.“
Topa gehorchte. „Daran hätte ich gar nicht gedacht“, gab er kleinlaut zu.
„Schon gut, das wissen die wenigsten. Und jetzt konzentriere dich!“
Topa hätte zu gerne noch gefragt, woher Fynn das wusste, lies es aber bleiben.
In der Hütte brannte kein Licht, doch Fynn bestand darauf nachzusehen. Vielleicht war sie ja doch hier gewesen und hatte ihn nicht angetroffen. Die Tür stand noch offen und auch sonst war nichts verändert worden. Wenn Paola hier gewesen wäre, hätte sie zumindest aufgeräumt oder die Tür geschlossen. Sie suchten noch eine Weile die Gegend ab. Dann nahmen sie einen anderen Weg zurück ins Dorf. Unterwegs ging das Licht der Laterne aus, doch Fynn hielt sie weiter tapfer in die Höhe.
„Sie ist heute früher als üblich gegangen. Ich habe sie nicht gefragt, was sie vorhat“, erklärte Tante Unn.
Auf dem Weg zum Krankenhaus fuhren sie noch mal bei Oma Lerke vorbei. Das Ergebnis war das selbe wie beim ersten mal. Vor dem Krankenhaus wartete Lele bereits auf Topa. Sie hatte Hunger und war es nicht gewohnt, dass er sie warten lies. Als sie Fynns Gesichtsausdruck sah, vergaß sie, Topa zu tadeln.
„Was ist los?“, fragte sie stattdessen.
„Paola ist verschwunden“, antworteten beide im Chor. Fynn gab ihr einen kurzen Überblick, was geschehen war. Lele ging zurück zur Information und fragte nach Paola.
„Sie ist nicht hier und war auch heute nicht hier“, berichtete sie dann.
Topa wusste nur zu gut, wie Fynn sich jetzt fühlte. Als Lele den Unfall mit dem Schlitten hatte, war er genauso in Sorge wie jetzt Fynn.
„Fahrt ihr schon mal nach Livdröm. Ich hole den anderen Schlitten und komme so schnell wie möglich nach“, sagte Topa.
Lele stieg zu Fynn auf dem Schlitten und nahm ihm die Zügel aus der Hand.
„Nix da. In deinem Zustand lasse ich dich nicht fahren.“
Fynn lächelte nur schwach, wehrte sich aber nicht.