9/2020 Feuchtes Erwachen

Als er wieder zu sich kam, schmerzte sein Kopf. Aber das war nicht sein einziges Problem. Er wusste nicht, wo er war und wie er hier her gekommen ist. Er konnte sich noch an einen Schlag und eine weiße Flagge erinnern. Mehr war da nicht mehr. Er versuchte, sich zu bewegen. Seine Beine bewegten sich erstaunlich leicht. Jetzt registrierte er, dass er bis zur Brust im Wasser lag. Er war nicht gefesselt. Und er war nicht alleine. Ihm gegenüber saß einer der Matrosen. Sein Kopf hing tief herab und folgte willenlos den Bewegungen des Schiffs. Fynn war in der Bilg. Doch wie war er hier her gekommen und warum? Er versuchte, den andere Matrosen zu wecken.

Mit dem Fuß stieß er gegen sein Bein.

„He, wach auf“, flüsterte er. Doch der andere zeigte keine Reaktion.

Fynn wiederholte das ganze noch ein paar mal. Immer etwas stärker, seine Stimme immer etwas lauter. Am Ergebnis änderte sich nichts. Er setzte sich etwas aufrechter hin. Sofort stieß er mit dem Kopf an. Tief gebückt kroch er zu dem Matrosen, Mund und Nase nur einen Finger breit über der salzigen Brühe. Sein Zellengenosse atmete noch. Er spritze ihm etwas Wasser ins Gesicht, schüttelte seine Schulter und hielt ihm schließlich Mund und Nase zu.

Der Matrose schreckte auf, stieß sich heftig den Kopf, aber er war wach und ansprechbar.

„Geht´s?“ fragte er knapp.

Mehr als ein Nicken brachte der andere nicht zustande.

Fynn gab ihm noch einen Moment, dann fragte er weiter.

„Was ist passiert?“

„Weißt du das nicht mehr? Wir haben ein Schiff überfallen.“

„Und was machen wir beide dann hier?“

„Hast ja ganz schön ein an die Glocke bekommen, wenn du nix mehr weißt.“

„Dann erzähl´s mir.“

„Ich bin hier, weil mein Hacken nicht auf dem anderen Schiff gelandet ist. Nicht weiter schlimm, in ein paar Tagen bin ich hier wieder raus.“

„Und ich?“, fragte Fynn

„Um dich würde ich mir mehr Sorgen machen. Du hast dich da in was eingemischt, was Pal dir nicht durchgehen lassen wird.“

Bevor der andere weiter reden konnte, öffnete sich über Ihnen eine Lucke. Fynn wurde gepackt und nach oben gezogen. Seine Hände wurden gefesselt, dann schleiften ihn zwei Matrosen ihn in die Kabine des Kapitäns.

Er war sich nicht sicher, ob er wirklich dem Kapitän gegenüber stand oder nur ein Bild ansah. Die Szene war exakt so, wie bei seinem letzten Auftritt hier.

„Meine Männer haben mir erzählt, was passiert ist“, begann der Kapitän. „Hier an Bord haben wir klare Befehle, klare Strukturen. Und daran halten sich alle. Was hast du dazu zu sagen?“

Fynn versuchte aus den wenigen Erinnerungen die zurück gekommen waren eine passende Antwort zu formulieren.

„Sie hatten sich ergeben. Sie waren weder bewaffnet noch haben sie sich sonst irgendwie feindlich oder aggressiv verhalten“, sagte er mit möglichst viel Überzeugung in der Stimme.

„Das war eine Falle, du Dummkopf“, sagte Pal aus dem Hintergrund.

„Du magst an Land viel gekämpft haben, aber auf See fehlt dir die Erfahrung. Jedoch müsstest du wissen, was es heißt, Befehle zu missachten.“

Der Kapitän lies eine kleine Pause entstehen.

„10 Stockschläge und 10 Tage bei Notration in die Bilg. Und jetzt raus mit ihm.“

Wieder wurde Fynn gepackt und weg geschleift. Diesmal jedoch in dir andere Richtung. Nicht nach oben wie zuletzt, sonder nach unten in den Bauch der Marten.

Die Lucke wurde geöffnet und Fynn hineingeworfen. Der Deckel fiel zu und Fynn hörte den Riegel einrasten.

Das war also sein zuhause, für die nächsten zehn Tage.

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