Archiv der Kategorie: Adventskalender 2021

24/2021 Rosige Aussichten

„Toni will dich also in Raten ausbezahlen. Du hast aber nicht das absolute Vertrauen in ihn, würdest aber trotzdem zustimmen? Habe ich das ungefähr richtig zusammengefasst?“, fragte Fynn.

„Im Großen und Ganzen ja. Meine Eltern haben einen fähigen Verwalter an Tonis Seite gestellt. Und solange sie noch da sind, könnten sie eingreifen wenn etwas schief läuft und Toni nicht auf den Verwalter hört. Aber er ist mein Bruder und er hat sich diese Chance verdient. Unsere Eltern würden das Gut nie an ihn übergeben, wenn sie nicht überzeugt wären, dass er es hinbekommt.“

Okay. Gut. Mal angenommen das klappt. Was sollen wir dann mit den ganzen Waren machen, die er uns schickt? Und wer bezahlt den Transport? Und was ist, wenn deine Eltern nicht mehr da sind oder reisen wollen?“

„Wir könnten das ganze Zeug verkaufen“, antwortete Paola.

„Toni stellt auf seinem Gut die gleichen Dinge her wie hier auf Livdröm. Wer soll das kaufen? Und was machen wir dann mit dem ganzen Geld?“

Paola blickte traurig zu Boden. Fynn hatte ja recht. Sie brauchten die ganzen Waren und Lebensmittel nicht. Und es wären auch wirklich zu viele Waren.

„Ich will ihm das Gut auch nicht unter Wert verkaufen; das würden meine Eltern nie akzeptieren. Und es würde Toni kränken.“

Beide schwiegen eine Weile.

„Wir könnten uns hier ein Stück Land kaufen. Die Hütte am See und einen Teil des Waldes dazu“, schlug Paola vor.

„Es wäre wirklich ein Traum, wenn das alles uns gehören würde. Aber du hast doch jetzt schon genug Vermögen, um das alles zu bezahlen. Versteh mich nicht falsch, aber das verschiebt das Problem nur.“

„Du hast ja recht. Ich will Toni aber auch diese Chance geben.“ Sie hackte sich bei Fynn unter und legte den Kopf an seine Brust.

„Was schlägt mein kluger und starker Mann also vor“, flötete sie übertrieben.

„Verpachten. Du verpachtest deinen Anteil an Toni. Er könnte das Gut bewirtschaften, sein Stolz wäre nicht verletzt, wir müssten mit wesentlich weniger Waren rechnen und wenn nötig kannst du eingreifen, sollten deine Eltern es nicht können.“

„Und verkaufen könnte ich immer noch, falls nötig“, ergänzte Paola.

Ein langer Kuss besiegelte den Plan der beiden.

„Essen ist fertig!“, rief Tante Unn.

Als endlich alle Platz genommen hatten, war weder an noch auf dem Tisch Platz.

Tomte Tummetott betrachtete die mittlerweile doch recht stattliche Gruppe aus Freunden und Familie. Und er war zufrieden und mehr als zuversichtlich. Topa hatte einen Job gefunden der ihm Freunde bereiten würde, auch wenn es sich dessen noch nicht bewusst war. Jytte und ihre Familie hatten eine neue Heimat gefunden, Boje und Vendela die nötige Unterstützung um Livdröm so zu bewirtschaften, dass sie davon leben konnten. Fynn und Paola würden sich ihren Traum erfüllen und mit dem Gut als Sicherheit würde auch hier alles gut werden. Seine Dienste waren hier also nicht nötig. Da es ihm zu laut wurde, beschloss er seine abendliche Runde durch das Weihnachtsdorf zu beginnen. Ein letzter Blick in die Wohnstube auf Livdröm. Eine große Tafel voller glücklicher und zufriedener Gesichter. Was gibt es schöneres an Weihnachten?

————

Und so endet die Geschichte für dieses Jahr. Ich hoffe, mit meiner Erzählung in einer für uns alle turbulenten und schwierigen Zeit einen kleinen Beitrag wenn nicht zu einer „staden Zeit“ doch wenigstens zu ein paar staden und besinnlichen, vielleicht sogar fröhlichen Momenten beigetragen zu haben.

Danke, dass ihr mit dabei wart.

Frohe Weihnachten und bleibt alle gesund.

Liebe Grüße aus Roth

Philipp

23/2021 Kinderleicht gelöst

Jytte hatte das Gespräch der Männer-Gruppe so gut es ging und möglichst unauffällig verfolgt. Jetzt ergriff sie die Chance und setze sich auf den freien Platz neben Topa auf dem zuvor Fynn gesessen hatte.

„Ich weiß nicht“, sagte Topa. „Was, wenn mir der Posten an Vorarbeiter nicht gefällt?“

„Nun“, erklärte Santa Claus, „wir brauchen einen verlässlichen Nachfolger von Onkel Pelle.“

In das Schweigen der Männer platzte die kleine Nilla.

„Mama, mir ist langweilig.“

„Warum spielst du nicht mit den anderen Kindern?“

„Weil die Jungs doof sind. Die lassen Mädchen nicht mitspielen. Doofis.“

„Was ist mit Elin?“

„Die spielt nur Mädchensachen“, grummelte die Kleine. „Ich will hier bleiben.“

„Okay. Aber wir müssen leise sein, die Männer unterhalten sich gerade.“

Statt zu widersprechen wie doof still sein sei, kletterte Nilla auf Topas Schoß und lehnte sich an seine Brust.

Die drei Männer wägten noch eine Weile alle vor und Nachteile verschiedener Lösungen für Topas Zukunft ab, kamen aber zu keinem Ergebnis, an dem Topa nicht irgendwelche Zweifel hatte.

„Is doch kinderleicht“, mischte sich Nilla mit einer Selbstverständlichkeit ein, wie sie nur Kinder an den Tag legen können. „Helf einfach Mama.“

„Mama helfen? Wobei denn?“

„Bei den Tieren. Mama bekommt was von dem Bauernhof. Und du kannst ihr dabei helfen.“

„Liebes, warum gehst du nicht in die Küche und schaust was es dort zu Naschen gibt?“, sagte Jytte.

„Du bekommst einen Teil von Livdröm?“, fragte Topa als die Nilla gegangen war.

„Ich helfe Boje auf dem Hof und im Weinberg, dafür kann ich einen Teil der Ländereien pachten und selbst bewirtschaften. Ich will Schweine und Hühner züchten. Vielleicht noch ein paar Gänse und Enten.“

„Das heißt“, stammelte Topa, „ihr bleibt hier?“

„Naja schon, irgendwie.“

Beide hatten etwas an Gesichtsfarbe gewonnen und Onkel Pelle wusste, dass er einen andern Nachfolger suchen musste.

„Ich helf dir gerne“, sagte Topa spontan.

Kinderleicht gelöst, dachte Santa Claus und grinste zufrieden.

22/2021 Der Anstifter

„Kinder, geht raus und spielt!“, befahl Vendela. Langsam wurde es sehr laut in der Wohnstube, eng war es ohnehin schon. Die Tür knallte ins Schloss und augenblicklich trat der gewünschte Effekt ein. Sie war gerne die Gastgeberin, es gab ihr eine gewisse Zufriedenheit, wenn es allen einfach gut ging. Was sie nicht so gerne hatte war, wenn sie dabei den Überblick verlor. So wie jetzt. Sie blickte sich um. Es hatten sich drei Grüppchen gebildet. Eine Senioren-Gruppe mit Oma Lerke, Opa Kester, Gaia und Matteo sowie der kleinen Maj-Lis. Eine zweite Gruppe, sie nannte sie in Gedanken die Männer-Gruppe, bestand aus Santa Claus, Onkel Pelle, Topa und Fynn. Als letzte Gruppe noch Jarkko, Jytte, der Knecht, Toni und Cieli. Blieben noch Tante Unn und Paola, die sich wahrscheinlich in die Küche zurückgezogen hatten. Sie fand die beiden dort, gemütlich schwatzen und Tee trinken. Nach einer Weile gesellte sich Gaia zu den drei Frauen.

„Bei euch war der Weihnachtsmann auch?“, wollte Vendela von Tante Unn wissen.

„Ja, und bei Oma Lerke auch. Und überall hat er einen riesigen Berg an Geschenken hinterlassen.“

„Ich glaube“, mischte sich Gaia nun ein ,“ da muss ich euch etwas erklären. Hinter der ganzen Aktion steckt Toni. Er hat uns gebeten hier her zu kommen und auch die Geschenke organisiert.“

„Aber wo hat er das ganze Zeug her?“

„Von unserem Gut“, antwortete Gaia. „Die beiden letzten Jahre waren die Ernten so reich, dass wir förmlich keinen Platz mehr haben, alles zu lagern bevor es verdirbt.“

„Und wir können ein paar Vorräte gerade wirklich gut gebrauchen“, gestand Vendela.

„Paola, dein Vater und ich wollen mit dir reden, magst du mich in die Wohnstube begleiten?“

Gaia, die es gewohnt war zuhause das Kommando zu haben, sortierte die Gruppen neu. Cieli wurde von ihr in die Küche beordert, Matteo und Toni an ihre Seite, Jarkko und der Knecht hatten nach den Kindern zu sehen. Jytte blieb sitzen, froh ein bisschen Ruhe zu haben.

„Wir haben beschlossen“, begann Gaia, „ uns zur Ruhe zu setzen und das Gut an Toni zu übergeben. Dir steht die Hälfte davon zu.“

„Ich muss das mit Fynn besprechen“, sagte Paola.

„Äh, alora. Ih abe eine Plan, si?“, sagte Toni nach dem er sich per Blickkontakt die Erlaubnis zu sprechen von seiner Mutter geholt hatte.

„Ih bezahl von jede Ernte eine Teil an di und be’alte die Gut.“

Paola vermutete, dass sie nur der Form halber gefragt worden war und die Sache schon längst beschlossen war. Grundsätzlich gefiel ihr die Lösung, auch wenn sie sich nicht ganz sicher war, ob Toni wirklich die beste Wahl als Herr über das elterliche Gut war.

„Liebes, denk in Ruhe darüber nach. Wir sind noch ein paar Tage hier“, sagte Gaia.

Paola musste gar nicht viel darüber nachdenken. Das passte fast perfekt in den Plan, den sie sich mit Vendela ausgedacht hatte. Sie hoffte, dass Fynn das Angebot von Toni wie sie als Chance sah.

Sie suchte seinen Blick und gab ihm zu verstehen, dass sie jetzt mit ihm reden wollte. Dann wandte sie sich an Toni: „Kannst du bitte mal nach den Kindern sehen?“

21/2021 Full House auf Livdröm

„Das ist aber nicht der kürzeste Weg nach Livdröm“, sagte Paola.

Topa, dem diese Rüge galt, zog es vor zu Schweigen.

„Ich bin deine Schwester, also sag schon, warum du uns hier sinnlos durch die Gegend kutschierst!“

„Ich, äh…. also ich muss mir hier noch was anschauen. Dauert nicht lange.“

„Was anschauen? Wir sind hier mitten im Wald.“

„Ja, das ist so ein Jäger-Ding. Hat mir Toni beigebracht.“

„Ach Paperlapapp. Der ist auch mein Bruder. Und Fynn ist mein Mann; glaube also nicht, ich wüßte nicht was da bei der Jagd wirklich gelaufen ist. Also erzähl mir nicht, dass ihr irgendetwas gejagt habt!“

„Naja, genau genommen ist Fynn nicht dein ‚Mann‘.“

„Jetzt lenk´nicht vom Thema ab. Warte mal, hast du Streit mit Lele? Ist das der Grund für dein komisches Verhalten?“

„Ich hab keinen Streit mit Lele. Wie denn auch, ich habe sie seit unserer Rückkehr nicht mehr gesehen.“

„Das tut mir leid.“

Fynn war froh, dass die schlechte Laune von Paola genauso schnell verfolgen ist wie sie aufgetaucht ist.

„Entschuldige bitte. Ich wollte nicht mit dir streiten. Die Kleine hat mich die ganze Nacht wach gehalten.“

„Schon okay.“

„Verrätst du deiner einzigen Schwester jetzt bitte warum du diesen Umweg fährst? Da vorne ist schon Livdröm, also sag schon, büüttee.“

„Ich musste nur etwas Zeit gewinnen.“

„Zeit gewinnen? Wofür?“

„Geh rein und sieh selbst“, sagte Topa mit dem breitesten Grinsen das er zustande bekam.

Paola reichte Maj-Lis an Fynn weiter, stieg vom Schlitten und betrat die Wohnstube.

Ein lautes „Mamma!Babbo!“ hinterließ einen sichtlich verwirrten Fynn.

„Frohe Weihnachten“, grinste Topa. „Deine Schwiegereltern sind da.“

Kaum war Fynn durch die Tür, wurde ihm die kleine Maj-Lis aus den Armen gerissen. Gaia drückte die Kleine an ihre Brust und Fynn wusste, dass er für den Rest des Tages seine Tochter wohl nicht mehr zu Gesicht bekommen würde.

Er blickte sich um. Die Wohnstube auf Livdröm war pickepackevoll. Neben den üblichen Gästen waren noch sein Schwiegereltern, Tante Unn und Onkel Pelle mit Familie, Santa Claus mit seiner Frau Kine und die Wichtelfamilie die auf Livdröm lebte anwesend.

Er klopfte Topa auf die Schulter. „Zeit gewinnen, jetzt verstehe ich das – gut gemacht“, sagte er zu ihm.

Die Feier konnte also beginnen. Einen Grund brauchten sie nicht dafür, auch wenn es genügend geben würde.

20 Oma und Opa übernehmen

„Buongiorno, gentile singora. Meine Frau, ih darf vorstelle, signora Gaia. Lichte von meine Lebe, Mama von Toni e Paola und, nix zum schluss, Nonna von…. wie eißte die Kleine?“

„Maj-Lis“, antwortete Gaia. „Sie müssen meinen Mann und meinen Sohn entschuldigen. Beide neigen etwas sehr zu Übertreibungen. Ich bin Gaia, Paolas Mama. Mein Mann, Matteo.“

„Sehr erfreut“, antwortete Vendela und reichte ihr die Hand. „Ich bin Vendela und das ist mein Mann Boje. Herzlich willkommen auf Livdröm!“

„Ah, Signora Vendela. An meine Bruste!“

„Bitte“, keuchte Vendela nachdem Matteo sie wieder frei gegeben hatte. „Kommt herein.“

„Übrigens“, flüsterte sie Gaia zu, „hier auf Livdröm dutzen wir uns.“

Nonna Gaia nickte freundlich.

„Du sprichst unsere Sprache sehr gut“, sagte Vendela.

„Vielen Dank, das ist sehr freundlich von dir“ antwortete Gaia. „In unserem Dorf wohnte ein alter Mann. Als Paola damals bei uns ankam und er ihre Geschichte hörte, bot er an sie zu unterrichten. Paola war ein unruhiges Kind und konnte keinen Augenblick still sitzen. Also ging ich mit zum Unterricht, nahm sie auf meinen Schoß und so lernten wir gemeinsam ihre Muttersprache.“

„Eh! Alora, wo iste Maj-Lis?“

„Sie wird schon noch kommen, antwortete Gaia. Mach dich solange nützlich und hilf dem Hausherren die Geschenke in die Speisekammer zu räumen.“

„Das ist von euch?“, fragte Vendela.
„Oh ja. Das alles und noch vier weitere Berge davon. Insgesamt fast drei Schlitten voller Waren aus unserem Gut.“

„Drei Schlitten?“

„Ich sagte doch, meine Mann neigt etwas sehr zu Übertreibungen. Bitte nehmt es als Gastgeschenk.“

„Vielen Dank, wir können es in der Tat gut gebrauchen.“

„Jetzt wo die Männer beschäftigt sind…. sag, wo ist meine Tochter und mein Enkelkind?“

„Ich denke, sie werden noch etwas brauchen bis sie hier sind. Ich kann einen der Wichtel zu ihnen schicken, wenn du möchtest. Das ist unauffällig und effektiv.“

„Du bist eine gute Frau und Mutter. Und eine gute Freundin für Paola. Vielen Dank.“

19/2021 Überraschungsgäste

Die Neugier gewann schließlich doch die Oberhand.

„Sind das unsere Geschenke?“, wollte Elin wissen.

„Ja, die sind für Euch.“

„Jippiee; Geschenke!“

„Aber ihr müsst teilen.“

„Mit wem denn?“

„Mit allen, die heute zu euch zu Besuch kommen.“

„Aber wir dürfen uns zuerst was aussuchen!“

„Das, liebe Kinder, müsst ihr mit euren Eltern besprechen. Ich muss jetzt weiter, es warten noch andere Kinder auf mich.“

Boje und Vendela standen noch eine Weile sprachlos vor den Geschenken während die Kinder bereits die ersten Kisten untersuchten.

„Woher kommt das alles?“, fragte Boje.

„Und wer kommt heute alles zu Besuch?“, fragte Vendela

„Ich brauch einen Tee“, sagte Boje.

Die Familie saß endlich beim Frühstück – doe völlig überdrehten Kinder einzufangen war alles andere als einfach gewesen -, als es an der Türe klopfte. Boje wollte gerade aufstehen, als Toni den Kopf zur Türe hereinsteckte.

„Buongiorno! Komme drause, alle! Avanti. Ih abe grande Uberraschung zu zeige.“

Das Wort Überraschung ließ überforderte Eltern am Esstisch zurück. Die Kinder waren schneller zur Türe draußen als ihre Eltern reagieren konnten.

„Haben wir eigentlich auch noch etwas zu sagen auf Livdröm?“, wunderte sich Boje.

„Avanti! Wo bleibe ihr?“

Vor der Tür standen zwei bekannte und zwei unbekannte Gesichter. Die beiden bekannten gehörten Toni und Cieli.

„Eh, alora. Das iste Mama und Papa! Che Sorpresa!“

Das war wirklich eine Überraschung.

„Da wird Paola aber Augen machen“, freute sich Vendela.

„Äh… si, aba nix verrate wenn kommt, si?

Boje hatte sich endgültig davon verabschiedet, heute auch nur ansatzweise so etwas wie Kontrolle über sich, seine Zeit, seine Familie und Livdröm zu haben.

„Vertraue!“, flüsterte Vendela ihm zu. „Vertraue dem Leben und unseren Freunden.“

18/2021 Überraschungspaket

„Mama!Papa! Wann gibt’s Frühstück?“

Boje schnappte sich seine beiden Kinder und zog sie zu sich ins Bett.

„Psst! Mama schläft noch.“

„Aber wir haben Hunger“, sagte Keld.

„Ich habe auch Hunger“, ergänzte Elin.

„Bekommen nicht die Eltern Frühstück von den Kindern wenn keine Schule ist?“

„Nahein. Dafür sind wir doch noch zu klein.“

„Also im Schlafanzug gibt es eh kein Frühstück Abmarsch in eure Stube und zieht euch um. Ich versuche Mama zu wecken und frag sie was es zum Frühstück gibt.“

Die Tür knallte zu und Bojes Kopf zurück aufs Kissen.

„Waren das deine Kinder?“, fragte Vendela.

„Müssen deine gewesen sein, meine wollen keine Geschenke.“

„Lass uns trotzdem aufstehen bevor die beiden zurück kommen.“

„mhm… Noch ein paar Momente kuscheln, dann stehen wir….“

Die Tür flog auf und die Zwillinge stürmten herein.

„Mama! Mama! Santa Claus ist da!!“ schrie Elin.

„Ja! Und er hat tausend Geschenke dabei. Los, steh auf!“, rief ihr Bruder nicht weniger leise.

Die Zwillinge hatten nicht übertrieben. Als Vendela und Boje die Wohnstube betraten erblickten sie hinter einem Berg von Kisten und Körben tatsächlich Santa Claus.

Die Kinder klammerten sich an die Beine ihre Eltern.

„Woher kommst du?“, fragte Keld und ein tiefer Bass antwortete:

Wenn Schnee die weiten Felder deckt
und Eiszapfen schmücken die Welt,
wenn Tee aus großen Tassen schmeckt,
ist’s Santa Claus, der Einzug hält.
In meinem Mantel, lauter Gutes
mit einem Bettler hab geteilt,
komm ich zu Euch, frohen Mutes,
die Rens, sie haben sich beeilt.
Denn viele, viele Kinder warten,
die Gaben soll er ihnen bringen,
legt sie in Flure, in den Garten,
darum sollt Lieder ihr ihm singen.
Die wärmen meine kalten Hände,
wärmen auch mein gutes Herz,
ich hör sie klingen auch durch Wände,
sie nehmen allen Winterschmerz.

p.s.: Happy Birthday, Twins!!

17/2021 Ein zuversichtlicher Boje

Auf Livdröm war endlich Ruhe eingekehrt. Die letzten Gäste waren gegangen, die Kinder längst im Bett. Vendela kuschelte sich an Boje und fragte:

„Du warst heute den ganzen Tag mit Jytte unterwegs?“

„Äh… ja. Sie hat mir Hilfe angeboten. Ist das nicht okay für dich?“

„So war das nicht gemeint“, sagte Vendela. „Was habt ihr denn gemacht?“

„Wir waren im Weinberg und haben die Zäune und die Rankhilfen repariert. Jytte arbeitet gut und schnell. Sie hat Kraft und Geschick. Alleine hätte ich gut 3 Tage gebraucht. Wäre schon gut, wenn sie noch eine Weile bleiben und Helfen würde.“

Vendela schloss aus dem für seine Verhältnisse üppigen Redefluss, dass Boje bereit war, Hilfe anzunehmen, auch wenn ihm das noch nicht bewusst war.

„Dann mach ihr doch ein Angebot.“

„Ein Angebot?“

„Ja, biete ihr eine Stellung als Magd bei uns an.“

„Als Magd? Wenn dann müsste es eine Stellung als Bäuerin sein. Jytte ist keine Magd.“

Die Dunkelheit in der Schlafstube verschluckte das zufrieden Lächeln auf Vendelas Gesicht.

„Dann eben als Bäuerin.“

„Das wäre für dich okay?“, fragte Boje.

„Klar, ihr bekommt das schon irgendwie hin.“

Sie musste nicht lange warten, bis er ihr seine Idee erzählte.
„Jytte kennt sich mit Tieren gut aus, ich mit Ackerbau. Wir könnten einen Teil der Wiesen als Weiden nutzen. Jytte bekommt von mir zusätzliches Futter und Hilft mir dafür auf den Feldern. Das sollte reichen, dass wir alle gut davon Leben können und wenn es gut läuft, sollte noch etwas zum verkaufen auf dem Markt und im Hofladen übrig sein.“

Vendela küsste ihn lange.

„Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen und du findest eine Lösung, damit wir unseren Traum weiter leben können.“

Kurz darauf schlief ein zufriedener Boje glücklich ein. Vendela war stolz auf ihren Mann und auf sich selbst. Sie hatte nur Jytte ein wenig in die richtige Richtung schubsen müssen, bei Boje die richtigen Knöpfe drücken müssen und das Ergebnis war viel besser als gedacht. Und es war sogar noch Arbeit für Fynn abgefallen, aber das war ein Thema für einen anderen Tag. Ihrer und Paolas Plan war aufgegangen.

16/2021 Bissl nachgeholfen

Drei Dinge prallten auf Jytte und Boje als sie die Wohnstube betraten. Es war ein Schwall der aus warmer Luft, dem Duft von herrlichem Essen und lauten Gesprächen bestand. Kurz darauf folgte der vierte Aufprall. Es waren ihre Kinder die freudestrahlend auf sie zugerannt waren und nun an ihnen hochsprangen oder sich an die Beine klammerten.

„Du kommst genau im richtigen Moment“, sagte Vendela als Boje neben ihr Platz nahm.

Topa sagte nichts als Jytte sich neben ihn setzen musste. Die kleine Nilla hatte das so entschieden. Er blickte sie nur freundlich und mit einem sanften Lächeln an.

Boje kam nicht dazu, seiner Frau zu antworten.

„Boje, mio amico. I muss dir sage, wie supasupa Topa die Ase ier geschiessen at. I abe nur un pocchino ge´olfe.“

Nachdem alle anderen die Geschichte der beiden heldenhaften Jäger bereits in mehreren Versionen gehört hatten, führten sie ihre eigenen Gespräche fort. Nur Jytte lauschte aufmerksam.

„Hast du wirklich ein Reh verfehlt und einen Hasen getroffen?“, fragte sie Topa.

„Das Reh habe ich verfehlt, absichtlich natürlich.“

„Natürlich….“

„Den Hasen habe ich hinter einem Baum in einer Falle gefunden.“

„Du findest einfach einen Hasen? So rein zufällig?“

„Es könnte sein, dass ein guter Freund etwas nachgeholfen hat“, antwortete Topa und blickte Fynn dabei an.

„Ich verstehe nicht?“

„Fynn hat mir die Lichtung genannt auf der wir jagen sollen. Dort hat er Fallen aufgestellt. Toni denkt jetzt ich hätte den Hasen geschossen.“

„Aber Toni ist doch ein sehr guter Schütze habe ich gedacht.“

„Ist er auch, nur nicht wenn ein Kobold im Spiel ist.“

„Ihr habt also ein bisschen nachgeholfen.“

„Ein bisschen“, grinste Topa. „Gute Freunde helfen sich eben, auch unauffällig.“

Jytte sah zu Vendela. Als ihre Blicke sich trafen, stiegen ihr kleine Tränen in die Augen. Vendela hob ihr Glas und prostete ihr mit zu. Ich habe eine Freundin gefunden, dachte Jytte. Und die hat auch ein bisschen nachgeholfen, dass wir hier ein neues Zuhause finden.

15/2021 Cacciatore mal anders

Bis auf Boje und Jytte waren alle da. Die kleine Nilla sprang von Opa Kesters Knien und rannte auf Topa zu.

„Heb mich hoch.“

Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und klammerte sich fest.

„Wo warst du?“

„Ich war jagen.“

„Hast du etwas gefangen?“

Topa griff in seine Tasche und hielt den Hasen hoch.

„Weißt du was das ist?“

„Ja, ein Hase du Dummie, das weiß doch jedes Kind.“

„Okay, dann bringen wir den mal in die Küche und heute Abend gibt es Hasenbraten.“

„Iiieehh…. ich mag Hasen nicht.“

Kurz nach Topa betrat auch Toni die Wohnstube. Aus seinem Gesicht konnte man das Ergebnis der Jagd ablesen. Paola umarmte ihren Halbbruder.

„Was machst du denn für ein Gesicht?“

„Äh… also… i abe nix gejagd, si?“

„Und der Hase?“
„Äh… also die ..äh die lepre? Si, aba die atte Topa geschieße.“

Paola ahnte was ihn quälte. „Ich wußte gar nicht, dass Topa schießen kann.“

„Der? Der kann freili nix schieße. Aba i abe ihm gezeigt. I bin Cacciatore und Maestro für Topa! Aba trotzdem, war Gluck für Anfäga.“

„Dann kannst du doch stolz auf dich sein.“

„Si, i abe nur so traurig geschaut weil eine Lepre is nix viel für alle zu esse, si?“

„Da mach dir mal keine Gedanken“, sagte Paola und verschwand wieder in der Küche.

Kurz darauf hörte sie auch schon, wie Toni zu Opa Kester sagte:
„Alora, i bin bescheidene Mann, aba eine Cacciatore is imma auch eine Maestro, si?. Ohne Toni, Topa trifft nix mal eine Reh.“

In der Küche sagte Paola zu Toni: „Wie schießt man einen Hasen, ohne ein Loch in sein Fell zu machen?“

„Die Frage solltest du besser Fynn stellen“, zwinkerte er ihr zu.

Tomte Tummetott verspürte eine gewisse Erleichterung, dass sein kleiner Scherz Tonis Stolz keinen allzu großen Schaden zugefügt hatte.