Der Auftrag

Am nächsten Morgen stand Topa mit seinem Schlitten vor dem Postamt. Jeden Morgen trafen sich alle Nikoläuse mit ihren Schlitten vor dem Postamt. Sie redeten bei einer Tasse Tee über die Ereignisse von gestern und warteten auf ihre Aufträge für heute. Topa wollte sich gerade noch eine Tasse Tee einschenken, als er in das Büro von Santa Claus gerufen wurde.

Guten Morgen“, begrüßte ihn Santa Claus.

Guten Morgen“, erwiderte Topa.

Deine Tante hat mit meiner Frau gesprochen. Natürlich geht es in Ordnung, wenn du der Rektorin hilfst. Ich wollte nur, dass du das weißt.“ Der erste Teil entsprach der Wahrheit. Nur hatte seine Frau ihn gebeten, nach Topa zu sehen, ob der Junge wirklich in Ordnung war.

Danke“, antwortete Topa. Er wunderte sich immer wieder, wie schnell die Frauen im Weihnachtsdorf es schafften, die unterschiedlichsten Dinge zu organisieren. Und wann hatte Tante Unn mit Santas Frau gesprochen? Das die beiden mit einander sprechen war normal, schließlich sind sie Schwestern.

Sonst alles in Ordnung mit dir?“

Klar.“

Ok, dann danke, dass du kurz Zeit hattest.“

Topa wunderte sich über das Gespräch, das machte Santa Claus doch sonst nicht. Aber er konnte sich jetzt darüber keine Gedanken machen. Seine Gedanken drehten sich nur darum, dass er Lele heute Abend wieder sehen würde.

Auf dem Rückweg zu seinem Schlitten ging er noch in der Schreibstube vorbei. In der Schreibstube saß der Chef vom Fuhrpark, ein alter Nikolaus, der bei einem Unfall ein Bein verloren hatte. Seit dem kümmerte er sich darum, welcher Schlitten welchen Auftrag erledigen sollte. Topa fragte sich oft, ob es wirklich so viel Arbeit war, die ganzen Aufträge zu koordinieren. Oder hatten die anderen Nikoläuse die Schreibstube nur erfunden, damit der Alte nach seinem Unfall als Nikolaus weiterarbeiten konnte?

Topa war heute dafür zuständig, Geschenkpapier und Kartons aus der Papiermühle in das Postamt zu bringen. Komisch, dachte Topa, normal bekomme ich doch immer schwere Aufträge, als den ganzen Tag nur im Weihnachtsdorf hin und her zu fahren. Aber die Sache hatte auch etwas Gutes, er konnte noch zu Tante Unn zum Abendessen bevor er Lele treffen würde.

Topa sprang auf seinen Schlitten und machte sich an die Arbeit. Nach dem er zum dritten Mal falsch abgebogen war, waren sich auch die Rentiere ganz sicher, dass mit Topa etwas nicht stimmte. Also beschlossen sie, seine Lenkbewegungen zu ignorieren und das Kommando über den Schlitten zu übernehmen. Topa war so in Gedanken, dass er davon gar nichts mit bekam. Zwei Dinge beschäftigten ihn, seit er gestern Lele wieder gesehen hatte. Er war gestern lange vor seinem Tagebuch gesessen und hatte nach Worten gesucht, um zu beschreiben, wie schön Lele war. Sie war noch schöner, als er sie aus der Schule in Erinnerung hatte.

Und er hatte den Eindruck, dass er Lele zu unrecht unterstellte, sie hätte den Brief einfach an das andere Mädchen weiter gegeben. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass Lele so etwas tun würde. Oder wollte er es sich nicht vorstellen?

Normal half Topa das Schreiben, sich seiner Gedanken und Gefühle bewusst zu werden. So konnte er beides verstehen. Und wenn er es verstehen konnte, dann war Ordnung in seinem Leben. Nur bei Lele wollte ihm das nicht gelingen. Und dieses Kribbeln, seine Nervosität und das er auf einmal stotterte und stammelte sobald Lele nur in der Nähe war, das konnte er überhaupt nicht verstehen. Auch wenn er es nicht begreifen konnte, dieses Gefühl gefiel ihm, auch wenn es ihm gleichzeitig etwas Angst machte.

Topa schaffte es tatsächlich, vor dem Treffen mit Lele noch mit Tante Unn, Onkel Pelle und den Kindern zu essen. Je näher das Treffen mit Lele kam, um so mehr spürte Topa wieder dieses Kribbeln.

2 Gedanken zu „Der Auftrag

  1. Hi Philipp,
    wehe Dir, es gibt kein Happy end…..
    Ich freu mich jeden Tag auf Deine kleine Geschichte.
    Das ist ein toller Start in den Tag.
    Liebe Grüße
    Sigi

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