Als der Unterricht an diesem Tag zu Ende war, blieb Topa solange sitzen, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war um sich hinter Lele durch den Ausgang zu drängeln. Um nicht aufzufallen, tat er so, als würde er etwas in seiner Schultasche suchen. Nervös wartete er, bis Lele an ihm vorbei ging und reihte sich hinter ihr in die Schlange an der Tür ein.
Und tatsächlich schaffte er es, ihr den Brief in die Tasche zu stecken. Hatte Lele etwas bemerkt? Draußen angekommen, bog er sofort nach links ab. Topa fühlte sich wie ein Dieb, der nicht erwischt werden wollte. Er wollte nur nach Hause und sich in seiner Stube verstecken.
Topa war immer noch schrecklich nervös, ja er hatte fast ein wenig Angst, als er sich am nächsten Tag nach der Schule auf den Weg zum Bücherkreis machte. Wie würde Lele reagieren? Würde Sie überhaupt etwas sagen? Würde sie ihn vielleicht einfach nur auslachen?
Aber es passierte gar nichts. Keine Reaktion von Lele. Sie begrüßten sich ganz normal, und nach dem Bücherkreis verabschiedeten sich alle wie immer von einander.
Hat ihr das Gedicht nicht gefallen? War er zu weit gegangen? Auf dem Heimweg durchsuchte er mehrmals seine Taschen, ob Lele ihm vielleicht auch einen Brief zugesteckt hatte. Nichts. Keine Antwort von Lele, nicht die kleinste Reaktion von ihr.
Je länger er darüber nachdachte, um so sicherer war er sich, dass sie ihn und sein Gedicht einfach nicht mochte. Topa war traurig, sein Plan hatte nicht funktioniert und morgen würden sie sich zu letzten mal im Bücherkreis treffen.
Sonst hatte Topa sich immer auf den Bücherkreis gefreut, aber heute hatte er wenig Lust hinzugehen. Hätte er gewusst, was noch passieren würde, wäre Topa nach der Schule direkt nach Hause gegangen.
Zum Abschluss des Semesters durfte jeder Schüler im Bücherkreis erzählen, welche Geschichte ihm im Laufe des Semesters am besten gefallen hatte. Topa hörte nicht richtig zu, was die anderen erzählten. Er war in Gedanken ganz wo anders. Als plötzlich ein Mädchen, Topa konnte sich nicht mehr an ihren Namen erinnern, aufstand, verkrampfte sich sein Magen. Sie hielt den Brief in der Hand, den er Lele geschrieben hatte. „Ich hab hier was peinliches. Das will ich euch noch vorlesen“. Topa wollte aufspringen und ihr den Zettel aus der Hand reisen. Aber er konnte sich nicht rühren, der Schock über das was jetzt kommen würde lähmte ihn. Während das Mädchen das Gedicht vorlas, überschlugen sich Topas Gedanken. Wie konnte das sein? Wie kommt dieses Mädchen an den Brief? Hatte etwa Lele ihr seinen Brief gegeben? Er fühlte sich von Lele verraten.
Die Kommentare seiner Mitschüler ließen ihn vor Scham rot werden. Sie machten sich lustig über sein Gedicht, fanden es albern, schnulzig oder völlig übertrieben. „Topa ist verliebt, Topa ist verliebt“, riefen die anderen im Chor.
Topa wollte nur noch weg. Er sprang auf, schnappte seine Tasche und rannte hinaus.
Das alles war schon lange her. Aber Topa hatte Lele nie vergessen. In seinen Geschichten war sie oft das reale Vorbild für die weiblichen Hauptfiguren.
Die Stimme von Tante Unn beendete seine Gedanken.
„Topa, wo bleibst du denn?“
„Bin schon da, entschuldige bitte.“
… Ich habe mitgelitten …und bin gespannt wie ein Flitzebogen … was ist hinter der nächsten Tuer ??? Einen schoenen zweiten Advent, lieber Phil!