Die Heimreise

Der Schneesturm hatte sie völlig unvorbereitet erwischt. Es war zwar Winter, aber jetzt sollte es eigentlich keine Stürme mehr geben. Die Rentiere waren noch jung und unerfahren, deswegen musste Eirik sich darauf konzentriere, nicht vom Weg abzukommen. Für die lange Reise von seinem Weihnachtsdorf in das Weihnachtsdorf seiner Frau würden sie 4 oder 5 Tage brauchen. Die erste Nacht hatten sie in einer Herberge übernachtet. Maj-Lis war wieder schwanger. Aber diese und die nächste Nacht würden sie im Schlitten übernachten müssen. Er hatte dafür extra einen kleinen Verschlag auf den Schlitten gebaut. Trotzdem war er in Sorge um seine Familie. Ihr kleiner Sohn hatte schon mal diese Reise mit Ihnen gemacht und sehr gut überstanden. Damals war Maj-Lis aber nicht schwanger und hatte sich ausschließlich um den Kleinen kümmern können. Wenn er sich nicht verfahren hatte, sollten sie bald de Waldrand erreichen und waren so wenigstens vor dem Wind geschützt. Ohne jede Orientierung war es gar nicht so leicht, mit dem Schlitten geradeaus zu fahren.

Hinten im Schlitten saß Maj-Lis und versuchte den kleinen Topa zu beruhigen. Der Sturm schüttelte den Schlitten immer wieder heftig durch. Jedes mal, wenn sie wieder von einem Windstoß erfasst wurden, begann Topa zu weinen.

¨Mach dir keine Sorgen¨, flüsterte sie ihrem Sohn zu. ¨Papa und die Rentieren werden uns sicher bis in den Wald bringen. In ein paar Tagen sind wir dann im Weihnachtsdorf bei Oma und Opa. Deine Tante Unn und ihr Verlobter Pelle werden auch da sein. Ich freue mich, Pelle endlich kennen zu lernen. Unn hatt mir nur in ihren Briefen davon erzählt.¨ Sie hoffte, ihre Stimme würde den kleinen beruhigen, auch wenn er noch nicht verstehen konnte, was sie ihm erzählte. Zumindest bei den Worten Oma und Opa hatte er kurz aufgehört zu weinen. Maj-Lis vermisste ihr Familie. Seit sie zu Eirik in sein Weihnachtsdorf gezogen war, sah sie ihre Eltern und ihre Schwester Unn nur noch zu Weihnachten und im Sommer. Dann kamen sie in ihr Weihnachtsdorf und besuchten sie und Eirik.

Sie dachte zurück an die Zeit im Weihnchstdorf, an die Bewohner, ihre Familie und Freunde. Papa war Santa Claus, der Chef vom Postamt und allen Nikoläusen. Eine der vielen Aufgaben, die die Position ihres Vaters als Santa Claus mit sich brachte war es, den Kurieren, die von einem Weihnahchstdorf zum anderen reisten, Unterkunft, Verpflegung und eine Werkstatt für Reparaturen an den Schlitten zur Verfügung zu stellen. Eines Tages war dann dieser junge Kurier aus einem Weihnachtsdorf weit im Norden mit seinem Schlitten aufgetaucht. Er war groß und stark, hatte lange blonde Haare und strahlend blaue Augen. Sie beobachtete ihn heimlich, wie er seine Rentieren versorgte und den Schlitten reparierte. Zumindest glaubte sie, ihn heimlich zu beobachten.

Plötzlich drehte er sich um, blickte in ihr Richtung und sagte: ¨Wenn du mich schon beobachtest, könntest du mir auch helfen, den Schlitten auszuladen und die Waren zu sortieren.¨

Sie blieb wie angewurzelt stehen und hielt die Luft an.

¨Nun komm schon raus, ich beiße auch nicht,¨ lachte er, bog um die Ecke des Stalls und stand plötzlich vor ihr.

Er reichte ihr die Hand und sagte: ¨ Ich heiße Eirik. Und wie heißt du?¨

¨M Maj-Lis ¨, stotterte sie.

¨Hallo Maj-Lis, freut mich, dich kennen zu lernen. Ich könnte wirklich etwas Hilfe gebrauchen.¨

¨ Ich wollte dich nicht erschrecken, deswegen hab ich mich hier versteckt¨, log sie. ¨ Meine Mama hat mich gebeten, dir etwas zu trinken zu bringen.¨

¨Das ist sehr nett von dir und deiner Mama¨, antwortete er und lächelte immer noch.

Damit war das Eis gebrochen. Sie half ihm beim sortieren der Waren. Verstohlen blickte sie jedoch immer wieder zu ihm hinüber.

So hatten sie sich kennengelernt. Von da an brachte sie ihn täglich nicht nur etwas zu trinken sondern auch das Essen. Und eh sie es merkte, verbrachte sie den ganzen Tag mit Eirik.

Sie musste innerlich lachen, wie schüchtern sie damals war. Heute waren sie verheiratet und erwarteten ihr zweites Kind.

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