Die Sache mit den Stühlen

Topa konnte es kaum erwarten, Lele wieder zu sehen. Der Weg zur Musikschule kam ihm viel länger vor, als am Tag zuvor. Vor dem Eingang zur Musikschule stand Lele. Sie hatte eine weise Mütze auf. Unter der Mütze fielen ihre roten Locken auf ihre Schultern und umrahmten Ihr Gesicht. Schließlich blieb sein Blick in ihren blauen Augen hängen. Ein Blau, das hell leuchtete und gleichzeitig kräftig war. Kein Maler würde diese Farbe hinbekommen.

Ihr Anblick war so schön, dass das Kribbeln für einen Moment verstummte. Dafür setzte ein Stechen in seiner Brust ein. Nach einer Weile verschwand das Stechen wieder und das Kribbeln kehrte zurück. Topa versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.

Er parkte den Schlitten vor dem Eingang, sprang vom Kutschbock und begrüßte Lele.

Hallo Topa“, antwortete Lele. „Schön, dass du schon da bist. Lass uns rein gehen, der Hausmeister sagt uns, welche Stühle wir mitnehmen sollen“.

Sind wir nur zu zweit?“, fragte Topa.

Meine Mutter hat es irgendwie geschafft, ein paar Wichtel zu überreden, uns beim Ein- und Ausladen zu helfen“.

Topa musste grinsen. „Bei der Überredungskunst deiner Mutter, kann ich mir sehr gut vorstellen, wie sie das geschafft hat.“

Lele warf ihm einen entschuldigenden Blick zu, dann musste auch sie grinsen.

Sie fanden den Hausmeister und die Wichtel in dem großen Saal, in dem am Tag zuvor das Konzert statt gefunden hatte. Die Stühle standen ordentlich gestapelt an der Stirnseite im Saal. Topa schätzte, dass sie wohl vier oder fünf mal zwischen der Musikschule und dem Gymnasium hin und her fahren mussten.

Die Wichtel trugen die Stühle so schnell zum Schlitten, das Topa beim Einladen ins Schwitzen kam. Auch Lele packte mit an. Als der Schlitten voll war, setzten sich die Wichtel und Lele neben Topa auf den Kutschbock. Bis zum Gymnasium war es nicht weit. Kaum angekommen, war der Schlitten auch schon ausgeladen und sie konnten sich auf den Rückweg zur Musikschule machen. Das ganze wiederholte sich viermal, dann waren alle Stühle wieder im Gymnasium. Lele bedankte sich bei den Wichteln und umarmte jeden zum Abschied, was den kleinen Kerlen sichtlich gefiel.

Dann standen sie alleine vor der Musikschule. Beide warteten darauf, dass der andere etwas sagen würde. „Kann ich dich noch nach Hause fahren?“, fragte Topa.

Sehr gerne“, freute sich Lele. „Darf ich auch mal den Schlitten lenken?“

Ja klar!“, antwortete Topa blitzschnell. Normal hätte die Frage ihn überraschen sollen. Aber bei Lele überraschte ihn nichts mehr. Nicht mal, wie schnell er zugestimmt hatte.

Sie kletterten auf den Kutschbock und wickelten sich in die dicken Rentierfelle, die die Nikoläuse benutzten, um sich vor dem Fahrtwind zu schützen. Dann lenkte Topa den Schlitten in Richtung der großen Wiese hinter dem Weihnachtsdorf. Unterwegs erklärte er die Kommandos und zeigte Lele, wie sie mit den Zügeln und der Bremse umgehen musste.

Als sie die Wiese erreichten, stoppte Topa den Schlitten. Vor ihnen lag eine große, weise Fläche. Der frische Schnee glänzte im Mondlicht und in der Ferne sah der den Gipfel des Weihnachtsberges. Davor erhoben sich ein paar kleinere Hügel. Am Waldrand standen einige Rehe an einer der Futterstellen. Doch sie beachteten die Neuankömmlinge gar nicht. Noch nicht.

Topa überlegte, wie er es anstellen sollte, dass er eingreifen konnte, wenn Lele die Kontrolle über den Schlitten verlieren sollte. Lele nahm ihm die Entscheidung ab. Sie legte ihr Fell ab und rutschte wie selbstverständlich mit unter sein Fell.

Dann nahm sie ihm die Zügel aus der Hand, löste die Bremse, schnallste mit der Zuge und fuhr los.

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