¨Wieso tut es dir leid? Schließlich ist sie meine Mutter¨, fragte Lele erstaunt.
¨Deswegen tut es mir ja leid. Ich sehe wie sehr ihre Art dir weh tut. Und deswegen tut es mir leid.¨
¨ Ich weiß einfach nicht, wie ich ihren Ansprüchen gerecht werden kann. Scheinbar kann ich auch gar nichts richtig machen. Mir kommt es so vor, als ob sie alles ablehnt was ihr nicht in den Kram passt. Dafür ist ihr jeder noch so scheinbare Grund recht. Ich sag nur Paola. Nicht genug, dass die Leute sich das Maul zerreißen.¨
¨Dann glaubst du also auch nicht an diese Gerüchte?¨
¨Nein, natürlich nicht. Du warst der einzige, den Paola damals etwas besser kannte. Und als sie sich entschlossen hatte hier zu bleiben, war es nur logisch, dass sie den Kontakt zu dir sucht. Und in der Backstube hat sie eine Aufgabe, die ihr Spaß macht. Sie könnte wirklich deiner Tante Unn Konkurrenz machen. Und wir können im Dorf ihre Hilf gut gebrauchen.¨
¨ Ich bin wirklich froh, dass du das so siehst.¨
Lele hatte sich wieder beruhigt.
¨Meinst du, wir können den Abend noch retten?¨, fragte sie zärtlich und stellte sich auf die Zehenspitzen.
¨Klar¨, antwortete Topa und gab ihr einen Kuss. ¨Lass uns hier verschwinden.¨
¨ Aber ich fahr. Schließlich hast du es mir ja gelernt.¨ Das sie dabei ihre Mutter nachäffte zeigt Topa, dass sie wieder ganz Lele war und der Zwischenfall vergessen war. Zumindest für heute.
Lele stellte den Schlitten so ab, dass sie hinter der großen Wiese die Lichter des Weihnachtsdorfes sehen konnten. Topa schenkte für jeden einen Becher Tee ein und sie kuschelten sich zusammen in ein Rentierfell. Beide genossen es, den Körper des anderen zu spüren. Eine ganze Weile saßen sie so da und tranken Tee.
¨Das war ein sehr schöner Sommer¨, sagte Lele.
¨Nicht nur der Sommer. Die ganze Zeit mit dir war die schönste in meinem Leben.¨
Sie drehte sich halb zu ihm um und blickte ihm in die Augen.
¨Wirklich? Für mich auch. Du bist ein toller Mann Topa. Ich liebe dich.¨
¨ Und ich liebe dich¨, sagte Topa nach einem langen Kuss.
¨ Ich hab ein Geschenk für dich.¨ Lele zog ein kleines Päckchen aus Ihrer Manteltasche und reichte es dem verdutzen Topa. Da der eine Weile brauchte um zu reagieren, sagte Lele: ¨Jetzt schau nicht so. Wenn man jemanden liebt, dann überrascht man ihn auch mit kleinen Geschenken. Das ist auch eine der 5 Sprachen der Liebe. Na los, mach es auf.¨
Topa gehorchte wortlos und zog eine bunte Mütze aus dem Papier. Er drehte die Mütze in der Hand und betrachtete sie von allen Seiten.
¨Die is zum aufsetzen, nicht zum anschauen¨, sagte Lele mit betont ernster Stimme.
¨ Oh, zum aufsetzen. Wie praktisch¨, gab Topa im gleichen Ton.
Mit der einem Hand nahm Lele ihm die Mütze aus der Hand. Mit der anderen Hand zog sie ihm seine Mütze vom Kopf.
¨So, jetzt setz schon auf¨.
Die neue Mütze passte perfekt. ¨Hey, die passt ja. Ist warm und fühlt sich sehr gut an. Wie seh ich aus?¨, fragte Topa.
¨Wie ein undankbarer Nikolaus. Aber mit einer sehr schicken Mütze¨.
¨Die is echt toll. Danke. Die Überraschung ist dir wirklich gelungen¨, strahlte Topa. Seine Freude war ihm anzusehen und Lele war erleichtert und auch in bisschen Stolz.
¨ Ich wusste gar nicht, das du strickst.¨
¨ Ich hab auch erst wieder damit angefangen. Oma Lerke hat es mir gelernt als ich noch ein Kind war. Vendela und ihr kleiner Hofladen haben mich auf die Idee gebracht, es mit stricken zu probieren. Und es macht mir Freude, es beruhigt mich und macht mich irgendwie zufrieden. Es ist für mich wie das Schreiben für dich.¨
¨ Das freut mich sehr für dich. Schön, dass du etwas für dich gefunden hast.¨ Topa öffnete das kleine Fach unter dem Sitz.
¨ Ich hab auch etwas für dich¨, sagte er und reichte Lele ebenfalls ein kleines Päckchen.
¨Für mich?¨, fragte Lele erstaunt. Sie zog an der kleinen Schleife um das dünne Bändchen zu lösen. Aus dem Papier wickelte sie ein kleines Büchlein mit kunstvoll verziertem Einband aus Leder. Sie schlug es auf und las die Widmung auf der ersten Seite.
¨Für Lele. In Liebe Topa¨
¨ Es ist die Geschichte einer jungen Weinrebe, die sich auf die Suche nach dem Weingeist macht. Boje und Paola haben mir geholfen und mir alles über Rebsorten und Weinbau erklärt. Den Einband habe ich in der Werkstatt vom Postamt für dich machen lassen. Ich hoffe es gefällt dir.¨
¨Topa es ist wunderschön. Danke.¨
Den Rest des Abends unterhielten sich die beiden in ihrer Sprache der Liebe; genauso wie letztes Weihnachten.
P.s.: Die Geschichte der jungen Weinrebe gibt es wirklich. Geschrieben haben sie zwei Weinführer aus Franken. Sie haben auch einen Koch gefunden, der ein passendes Menü dazu zusammengestellt hat. Natürlich gibt es zu jedem Gang den passenden Wein. Herausgekommen ist ein fantastischer Abend unter dem Motto ¨ Ein weinkulinarisches Märchen¨. Ich durfte einen solchen Abend erleben und bin immer noch begeistert. Schaut doch einfach mal unter www.weinmaerchen.de Ihr werdet es nicht bereuen.