„Und wann wird das sein?“, fragte seine Frau.
Er lächelte sie liebevoll an. „Bald Liebes. Sehr Bald. Dann sind wir nur noch Großeltern und du musst mich den ganzen Tag zu Hause ertragen“.
Ihre schlechte Laune war verflogen. „Glaub ja nicht, du könntest dann auf der faulen Haut liegen und ich bedien dich den ganzen Tag.“
„Hm….“ entgegnete er. „Ich könnte ja kochen“.
„Untersteh dich. Du fackelst dabei nur die Küche oder gar das ganze Haus ab. Nein mein Liebster, ich koche und du kümmerst dich um Hütte und den Garten. So wie es auch unsere Eltern und deren Eltern gemacht haben“.
Sie blickten sich in die Augen und lächelten beide. „Alles wieder ok?“, fragte Santa Claus.
„Ja“, gab sie ihm zur Antwort. „Und jetzt lass uns essen“.
Auch wenn ihr Streit damit beigelegt war, sorgte der Grund für den Streit dafür, dass beide eine ganze Weile kein Wort sagten. Jeder hing seinen Gedanken nach und versuchte, eine Erklärung zu finden. Sie hatten in ihrer langen Ehe nur sehr selten wirklich gestritten. Im ganzen Dorf gab es fast nie Streit. Aber in letzter Zeit hatten einige Dorfbewohner Santa Claus von kleineren Streitereien und Meinungsverschiedenheiten erzählt. Wenn jemand wirklich wusste was im Dorf vor sich ging, dann war es seine Frau.
„Kine, was gibt’s denn Neues aus dem Dorf“, fragte er noch halb in Gedanken versunken. Das er sie mit ihrem Vornamen ansprach, zeigte Kine, dass ihr Mann eigentlich etwas anderes hören wollte, als den üblichen Klatsch und Tratsch. Danach fragte er nur aus Höflichkeit und aus Liebe zu ihr.
„Du möchtest wissen, ob sich andere Paare auch streiten und wie die Frauen im Dorf über die viele Arbeit denken?“
„Ja“, antwortete er.
„Nun“, begann Kine. „Die Leute sind müde und erschöpft. Viele beklagen sich, dass sie keine Zeit mehr für die wichtigen Dinge im Leben haben. Die Männer arbeiten Tag und Nacht, sind zum Essen nicht zu hause, spielen nicht mit ihren Kindern und helfen ihren Frauen nicht mehr. Familien haben keine Zeit mehr für einander oder um sich mit Freunden zu treffen. Die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Leute untereinander nimmt ab, jeder ist fast nur noch mit sich selbst beschäftigt. Das Miteinander und die Gemeinschaft leiden darunter. Viele fühlen sich mit ihren Problemen und Sorgen alleine gelassen. Manche haben gar das Gefühl, nicht mehr alles bewältigen zu können. Ihr Leben entgleitet ihnen. Das finde ich am schlimmsten“.
Santa Claus hatte sie beobachtet während sie sprach. Die Sorge in ihrem Gesicht war nicht zu übersehen. Seit er sich erinnern kann, konnte sich jeder im Dorf auf die Familie, das Miteinander und den Zusammenhalt verlassen. Alles ging seinen Gang. Jeder hatte seine Aufgabe. Und wenn man damit fertig war ging man nach Hause zum Abendessen. Danach war Zeit für die Familie und Freunde. Entweder war am eigenen Heim noch etwas zu erledigen oder man half bei Freunden. Die Männer arbeiteten an den Hütten, reparierten, besserten aus, bauten neu oder um Kurz alles Handwerkliche war Männersache. Die Frauen kümmerten sich um den Haushalt und den Garten. Die Kinder spielten oder halfen je nach Lust und Laune mal hier oder da mit. Danach blieb immer noch genug Zeit, um sich zusammen zu setzen, gemeinsam zu feiern oder zu essen. Das alles funktionierte, ohne dass sich jemand darum kümmern musste. Wenn etwas erledigt werden musste, gab es immer jemanden, der sich darum kümmerte. So lebten sie schon immer im Weihnachtsdorf. Die einzige Ausnahme war Weihnachten. Da gab es schon immer mehr zu tun. Aber alle packten mit an, und es blieb trotzdem jeden Tag noch etwas Zeit für die Familie und das Dorfleben. Sie mussten eine Lösung finden, wieder ihr gewohntes Leben zu führen. Veränderungen gab es im Dorf nur ganz selten. Und wenn, dann änderten sich die Dinge nur sehr langsam. Das, was jetzt gerade passierte, ging viel zu schnell. Und deswegen bringt es die Leute aus dem Gleichgewicht.