Er wartete während des ganzen Semester auf eine Gelegenheit, mit Lele darüber zu sprechen, ihr zu sagen, wie sehr er sie bewunderte. Unzählige Male hatte er sich ausgedacht, was er ihr sagen würde. Aber er konnte einfach keine Worte für das finden, was er in Lele sah. Jeden Satz den er formulierte, verwarf er wieder, fand ihn doof und lächerlich. Und es gab auch keine Gelegenheit dazu, mit Lele allein zu reden.
Denn Lele war Sie meist umringt von einigen anderen Schülern; alle wollten in Ihrer Nähe sein. Vor Allem die Jungs. Er wollte auch. Nur wusste er nicht, wie er das anstellen sollte. Einfach hingehen und mit Ihr reden? Er hatte keine Ahnung, was er dann sagen sollte. Alles mögliche lernt man auf der Schule, nur nicht, ein Mädchen anzusprechen und ihr seine Gefühle erklären. Woher die andern das wohl konnten?
Wenn er den anderen Jungs zuhörte, drehten sich ihre Gespräche meist nur darum, wie schön dieses oder jenes Mädchen war. Sie versuchten, sich mit immer neuen Vergleichen gegenseitig zu übertreffen. Oft ging es dabei um Lele. Topa aber sah Lele mit ganz anderen Augen. Er erkannte viel mehr in ihr, als nur das schönste Mädchen der ganzen Schule. Waren die anderen den blind?
Eines Abends saß er in seiner Stube und seine Gedanken drehten sich wieder nur um Lele und das, was er ihr sagen wollte. Mit einem mal hatte er die Lösung. Es war ja so einfach. Schreiben. Er musste ihr nur schreiben. Aus dem Bücherkreis wusste er, welche Gedichte und Geschichten Lele besonders gefielen. Er wusste genau, welche Worte er wählen musste, damit Lele ihn verstand. Dann konnte er ihr heimlich den Zettel zustecken. Dann würde Lele ihn ansprechen. So einfach war das Problem gelöst.
Und so saß er bis tief in die Nacht an seinem Schreibtisch. Er brauchte mehrere Versuche, bis er zufrieden war. Das Ergebnis war ein kleines Gedicht. Er hatte es tatsächlich mit wenigen Versen geschafft, das zu beschreiben, was er in Lele sah. Schreiben war viel leichter als reden.
Topa faltete den Zettel liebevoll zu einem Briefumschlag, steckte ihn in seine Tasche und legte sich ins Bett. Morgen würde er ihr den Zettel zustecken. Er war so aufgeregt, dass es noch eine ganze Weile dauerte, bis er endlich eingeschlafen war.
Das Semester ging langsam zu Ende. Sie würden sich nur noch ein paar mal im Bücherkreis treffen und Topa trug immer noch den Brief für Lele mit sich rum. Am Anfang war er so von seiner Idee begeistert, dass er gar nicht darüber nachgedacht hatte, wie Lele reagieren würde. Was, wenn sie sein Gedicht albern fand, oder wenn sie ihn albern oder peinlich fand? Schließlich war er wegen ihr gegen den Stuhl gelaufen. Was, wenn Lele eine Freund hatte? Verehrer waren ja genug da. Aber er hatte nicht mehr viele Gelegenheiten, es war sein letztes Semester an der Schule, dann würde er seine Ausbildung zum Nikolaus beginnen.
Schließlich nahm er all seinen Mut zusammen und legte sich eine Plan zurecht. Die Stube, in der sie saßen, hatte nur einen schmalen Ausgang. Jedes mal bildete sich dort ein kleines Gedränge, weil alle so schnell wie möglich nach Hause wollten. Bei all dem Geschubse würde es gar nicht auffallen, wenn er zufällig mit der Hand ihre Tasche berühren würde. Das war seine Chance.
Das ist ja wie bei den Serien im fernsehen. Immer im spannensten Moment kommt entweder Werbung oder die folge ist zu Ende 🙁
Hallo Philipp,
Nikolaus, Wichtel, Rentiere, Backstube, Geschenke, Geschenkewahnsinn, Freundschaften, Bücherkreis und die Liebe. Was für ein phantastisches
Genießerrezept. Alles so menschlich! DANKE und großes FREU! Ich bin gespannt,
in welche Vorstellungswelten Du uns noch entführst. Ein schönes Wochenende, Hörbie