Im Wald

Sie hatten den Waldrand erreicht. Eirik war vom Weg abgekommen und sie standen nun vor einer dichte Baumreihe. Vom Weg in den Wald war nichts zu sehen. Er rätselte ob er wohl nach rechts oder nach links vom Weg abgekommen war. In der Hoffnung bald wieder auf den richtigen Weg zu stoßen, entschied er sich, dem Waldrand nach rechts zu folgen.

Er war noch nicht lange unterwegs, als er die kleine Lücke zwischen den Bäumen erspähte. Erleichtert, den richtigen Weg wieder gefunden zu haben, bog er nach links ab und war dankbar für den Schutz, den ihnen ab jetzt der Wald bieten würde. Bis zu der kleinen Lichtung kurz nach der Mitte des Waldes wollte er heute noch fahren. Dort würden Sie den Schlitten über Nacht sicher unter die Bäume stellen können und würden auch Futter für die Rentiere finden.

Die Bäume boten Ihnen zwar Schutz vor dem Wind, der Weg aber war tief verschneit. Und so kamen sie wesentlich langsamer voran. Zudem war es im Wald fast völlig dunkel. Die Rentiere waren genauso müde wie er. Die Lichtung würden sie heute nicht mehr erreichen. Jeden Moment müssten sie an den kleinen Hügel kommen. Oben auf dem Hügel gab es keine Bäume und sie würden noch mal für kurze Zeit dem Sturm ausgesetzt sein. Er wollte den Hügel noch überqueren und dann einen sicheren Platz für die Nacht suchen.

Die Rentiere hatten Mühe, den Schlitten durch den tiefen Schnee den Hügel hinauf zu ziehen. Der Weg vom Hügel hinab war sicher auch voller Schnee und die Abfahrt im dunkeln würde gefährlich werden. Aber Umdrehen oder hier stehen bleiben konnten sie auch nicht.

Wie befürchtet, hatten die Rentiere bergab trotz ihrer breiten Hufe Schwierigkeiten, in dem tiefen Schnee genügend Halt zu finden. Das Gewicht des Schlittens schob die erschöpften Tiere den Berg hinunter. Die Bremsen des Schlittens waren vereist und funktionierten nicht richtig. Plötzlich versperrte ein abgeknickter Ast den Weg und Eirik brachte den Schlitten gerade noch rechtzeitig zum Halten.

¨Sind wir schon da?¨ fragte Maj-Lis aus dem Verschlag.

¨Gleich, Liebes. Ein Ast versperrt uns den Weg. Dann müssen wir nur noch von diesem Hügel runter und haben es für heute geschafft.¨

Eirik stieg vom Fahrersitz, nahm Säge und Axt aus der kleinen Werkzeugkiste an der Seite des Schlittens und macht sich daran, den Ast aus dem Weg zu räumen. Der hing jedoch so hoch an dem Baum, dass er ein Stück hochklettern musste. Mit seinen dicken Handschuhen fand er nur schwer Halt beim Klettern. Seine Muskeln waren steif vor Kälte und er hatte den ganzen Tag die Zügel halten müssen. Beim zweiten Versuch schaffte er es endlich, den Ast nah am Baumstamm abzusägen. Beim hinunter klettern rutschte er ab und verstauchte sich den Fuß als er am Boden aufkam. Er unterdrückte den Schmerzensschrei, er wollte Maj-Lis nicht beunruhigen.

Mit dem verstauchten Fuß konnte er jedoch den Ast nicht aus dem Weg ziehen. Statt den Ast mühsam in kleine Stücke zu schneiden, spannte er eines der Rentiere aus. Mit einem Seil befestigte er den Ast am Geschirr des Rentiers und zog ihn gerade soweit aus dem Weg, dass er mit dem Schlitten daran vorbei käme. In dem Moment, als er das Seil wieder vom Ast löste, hörte er das andere Rentier laut brüllen. Erschrocken drehte er sich um. Das Ren konnte alleine das Gewicht auf dem abschüssigen Gelände nicht halten und wurde vor dem Schlitten den Berg hinunter geschoben. Von Panik getrieben rannte er hinter dem Schlitten her, ohne zu wissen, was er machen sollte falls er den Schlitten einholen würde. Der Schlitten war zu schnell und mit jedem Schritt wurde sein Rückstand größer statt kleiner. Er erkannte, dass sein verzweifelter Versuch sinnlos war. Er stolperte und viel in den Schnee. Als er wieder auf den Beinen war, musste er fassungslos mit Ansehe, wie der Schlitten mit voller Wucht gegen einen Baum krachte. Dass das Rentier dabei zwischen dem Schlitten und dem Baum zerquetscht wurde, nahm er nicht war. Er schrie laut Maj-Lis Namen und rannte zu dem, was einmal sein Schlitten gewesen war.

Seine Familie war in dem Schlitten. Er stolperte mehrmals, und als er schließlich an der Unfallstelle ankam, wurde ihm schlecht. Überall war Blut, der Schlitten war nur noch ein Haufen geborstenes Holz. Seine Familie war noch in dem Schlitten. Durch seinen Fehler war der Unfall erst passiert. Er hatte seine Frau und seine beiden Kinder getötet.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.