Lele war so in die Geschichte vertieft, dass sie nicht merkte wie spät es schon geworden war. Das Buch handelte von einem Land der Menschen vor vielen Weihnachten. Das Land heißt England und war damals eines der reichsten und bedeutendsten Länder. In vielen fremden Ländern hatte England Kolonien mit neuen Siedlungen und Städten gegründet. Aber es gab auch viel Elend und Ungerechtigkeit. Die meisten Menschen lebten in großer Armut und konnten sich kaum von dem ernähren, was sie mit harter Arbeit verdienten.
Die Geschichte handelte von einem dieser armen Jungen. Als kleiner junge hatte er beim spielen auf einer Waldlichtung ein Mädchen kennengelernt. Die beiden trafen sich heimlich, um mit einander zu spielen. Als der Junge dann älter wurde, musste er in einer der Minen des Grafen arbeiten. Als eines Tages, der Junge war mittlerweile fast erwachsen, bei einem Unglück in der Mine mehrere Arbeiter starben, besuchte der Graf die Mine. Der Graf kam in Begleitung seiner Tochter- Die Tochter war das kleine Mädchen, dass der Junge aus dem Wald kannte. Sie gab ihm heimlich ein Zeichen, und von da an trafen sich die beiden wieder auf der Lichtung im Wald. Schließlich verliebten sich die beiden unsterblich. Aber ihre Liebe durfte nicht sein. Sie war die Tochter eines Grafen und er nur ein Arbeiterkind.
Eines Tages wurden die beiden im Wald überfallen und die Tochter des Grafen wurde entführt. Der Graf war so wütend, dass er den jungen Mann aufhängen wollte. Den der Graf gab ihm die Schuld am verschwinden seiner Tochter. Doch der konnte fliehen und machte sich auf die Suche nach seiner Liebe.
Lele war von der Geschichte und den Figuren darin so ergriffen, dass sie nicht merkte, wie sehr die Tochter der Grafen ihr glich. Nur sehr wenige Bücher hatten sie so tief berührt wie dieses. Die Landschaft, die Häuser und die enge der Mine waren so deutlich beschrieben, dass Lele sofort ein Bild davon vor Augen hatte. Die Figuren waren so lebendig und wirkten so echt, das Lele mit ihnen fühlen konnte. Sie spürte die Liebe zwischen den Beiden, aber auch die Ungerechtigkeit die dem jungen Mann widerfuhr. Und sie konnte den Schmerz der beiden Verliebten spüren, als die Tochter entführt wurde. Das Alles war so real, dass Lele die Tränen kamen als sie die Szene mit der Entführung las.
Das Feuer im Kamin war längst aus gegangen, als Lele das Buch aus der Hand fiel. Lele war eingeschlafen und träumte von der Geschichte, die sie so sehr fesselte.
Oma Lerke fand ihre Enkeltochter schlafend in einem der Sessel, ein Buch und die Decke lagen am Boden. Als Oma Lerke sie wieder zudecken wollte, wachte Lele auf.
„Und da behauptest du immer, ich würde im Sessel schlafen“, scherzte Oma Lerke. „Wie lange hast du denn gelesen?“
„Ich weiß nicht“, antwortete Lele. „Ich hoffe nur, es nimmt ein gutes Ende.“ Ihr Rücken und ihr Hals waren ganz steif und schmerzten. „Ich werd mich wohl noch etwas hinlegen“, fuhr Lele fort. Sie stand auf und bückte sich, um das Buch aufzuheben. Aus dem hinteren Teil des Buches schaute ein Zettel heraus. Doch Lele war viel zu müde, um dem Zettel auch nur die geringste Beachtung zu schenken. Sie steckte den Zettel als Lesezeichen an die Stelle, von der sie glaubte, sie als letztes gelesen zu haben. Dann legte sie das Buch auf den Kaminsims, gab Oma Lerke einen Kuss und ging in ihre Stube. Kurz darauf war sie auch schon wieder eingeschlafen.
Als Topa wieder aufwachte, lag er in seinem Bett. Durch das Fenster viel Licht und blendete seine Augen. Sein Kopf tat schrecklich weh und der Geschmack in seinem Mund war widerlich. Er brauchte eine ganze Weile um sich zu erinnern, was gestern passiert war. Das Letzte an das er sich erinnern konnte war, dass er mit dieser Frau aus Italien – ihr Name war wohl Paola – auf dem Boden im Wirtshaus gelegen hatte.
Topa erblickte seine Kleider. Sie hingen ziemlich wild über einem Stuhl auf der anderen Seite der Stube. Daneben hing ein Morgenmantel, den er nicht kannte. Er hatte gar keinen Morgenmantel. Er sah sich in der Stube um. Das war gar nicht seine Stube.
Plötzlich ging die Tür auf und Paola kam im Nachthemd herein.
…was ist mit dem Zettel??? ..du machst es echt spannend !! Einen schoenen vierten Advent, lieber Phil !