Lele

Lele war auf dem Weg nach Hause. Der November war kein schöner Monat gewesen. Kalt, grau, nass, matschig und in Ihr wuchs die Anspannung auf Weihnachten. Dann war im Krankenhaus vom Weihnachtsdorf wieder jede Menge los. Jedes Jahr wurde die Arbeit mehr; immer mehr Wichtel arbeiteten im Postamt und immer mehr Nikoläuse waren mit Ihren Schlitten unterwegs. Dadurch würden auch wieder mehr Patienten ins Krankenhaus kommen, weil einfach mehr Unfälle passierten.

Schuld waren nur die Menschen, die immer mehr Geschenke wollten. Damit nicht genug, die Geschenke wurden auch immer größer und schwerer. Lele fragte sich schon seit einigen Weihnachten, was die Menschen mit dem ganzen Zeug eigentlich anfangen? Wie groß mussten die Hütten der Menschen denn sein, damit das ganze Zeug Platz hat? Hier im Weihnachtsdorf hatte auch jede Familie Ihre eigene Hütte, aber nie und nimmer hatten Sie auch nur annähernd Platz, um diese Massen an Geschenken unter zu bringen.

Lele wohnte mit Ihrer Oma in einer Hütte. Ihr Opa war gestorben und damit Ihre Oma nicht alleine war, ist Lele bei Ihr eingezogen und kümmerte sich um sie.

Das Zusammenleben mit Ihrer Oma klappte prima und Lele war froh, jemanden um sich zu haben. Erst recht, seit sie sich von Ihrem Freund getrennt hatte. Es tat immer noch weh, wenn Sie daran dachte. Auch wenn es die richtige Entscheidung, aber was Sie danach durchmachen musste, war einfach schrecklich gewesen. Teilweise ging es ihr so schlecht, dass Sie nicht Arbeiten konnte. Die Trennung war gar nicht das Schlimmste gewesen, viel mehr taten ihr die Vorwürfe Ihrer Mutter weh. Schon immer hatte Ihre Mutter darauf gedrängt, dass sie eine“ gute Partie“ machen sollte. Mit einem Mann der „Ansehen genoss“ und ihr „etwas bieten“ konnte. Wie sie mittlerweile dieses Floskeln hasste. Was sie selbst für ihr Leben wollte, war wohl gar nicht wichtig? Schon Ihre Entscheidung, Krankenschwester und nicht Ärtzin zu werden, hatte für Streit mit Ihrer Mutter gesorgt. Die Arbeit als Ärztin hätte ihr schon Spaß gemacht. Aber sie wollte die Entscheidung über Ihren Beruf und Ihr Leben alleine treffen. Teilweise aus Trotz und weil Sie das Gefühl hatte, von Ihrer Mutter herum kommandiert zu werden, hatte Sie sich entschieden, Krankenschwester zu werden. Das Ihr Vater Chefarzt im Krankenhaus war, machte die Sache auch nicht leichter. Es hatte einige Zeit und viel Kraft gekostet, bis die anderen sie als gute Krankenschwester anerkannten; und nicht nur als Tochter vom Chef akzeptierten. Aber schließlich hatte sie es geschafft.

Als sie dann diesen jungen, gutaussehenden Arzt kennengelernt und sich verliebte hatte, war auch das Verhältnis zu Ihrer Mutter besser geworden. In den Augen Ihrer Mutter hatte sie den idealen Schwiegersohn gefunden. Wenigstens das hatte sie als Tochter gut gemacht.

Hatte sie deswegen so lange an der Beziehung festgehalten? Und war ihr deswegen erst kurz nach der Verlobung aufgefallen, dass Sie nicht glücklich war in Ihrer Beziehung und er nicht der Mann fürs´s Leben war? Sie wollte mehr, als das, was sie mit ihm bekommen hätte. Sie konnte es sich selbst nicht erklären, was genau sie suchte; um so schwerer war es gewesen, Freunden und der Familie zu erklären, warum sie die Beziehung beendet hatte. Das niemand sie wirklich verstanden hat, hat Lele hart getroffen.

Mittlerweile hatte Sie ihr Leben wieder einigermaßen im Griff. Sie wusste zwar immer noch nicht, wie sie wirklich glücklich werden würde, geschweige denn was das Glück wirklich ist und wo es zu finden ist. Aber bestimmt nicht auf den ganzen Veranstaltungen und Festen, zu denen Sie ihre Mutter in der Weihnachtszeit wieder mitnehmen würde. Hoffentlich, dachte Lele, versucht Mutter nicht, mich zu verkuppeln.

Als sie zuhause angekommen war, schüttelte sie sich den Schnee von der Jacke und die Gedanken aus dem Kopf. Heute würde Sie wieder keine Lösung finden. Lele öffnete die Tür und trat ein.

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