Als Lele vor dem Wirtshaus stand, hörte sie von drinnen ein lautes Scheppern, als sei ein Stuhl umgefallen. Danach begann ein lautes Lachen und sie hörte einige Stimmen in einer Sprache, die sie nicht verstand. Sie spähte durchs Fenster. Drinnen standen die Gäste in einem Kreis um zwei Gestalten, die in einer nicht sehr sittlichen Position auf dem Boden lagen. Eine davon war eindeutig eine Frau. Und die andere Person? Sie konnte sie nicht eindeutig erkennen zwischen all den Gästen die um die beiden am Boden herum standen. Sie drehte den Kopf hin und her. Wer war das nur? ‚Ach, was geht mich das an‘, schimpfte sie sich selber.
Das war ihr eindeutig zu viel Trubel für heute. Sie beschloss, nach Hause zu gehen, sich noch etwas vor den Kamin zu setzen und in dem Buch zu lesen, das sie in dem Stall gefunden hatte. Vielleicht war Oma Lerke noch wach, dann konnten sie sich noch etwas unterhalten. Sie drehte sich um und ging nach Hause.
Paola und Topa schafften es irgendwie, wieder auf die Beine zu kommen. Paola gab Topa einen Kuss. „Danke, dass du mich aufgefangen hast.“
Plötzlich klopfte Toni ihm auf die Schulter. „Mama mia, du biste vielleicht eine scharfe Hund; du lässte nix verbrenne, oder wie sagte man bei euch? Die Paola iste mehr scharf wie ein Peperoni.“
Topa verstand gar nix. In seinem Kopf drehte sich alles; er hatte eindeutig zuviel Punsch getrunken und der Sturz hatte ihm die Luft aus der Lunge gepresst. Er hatte Schwierigkeiten, sich zu orientieren. Nach einer Weile konnte er die Tür erkennen und stolperte darauf zu. Toni packte ihm am Arm und brachte ihn hinaus.
Die kalte Luft sorgte schnell dafür, dass er wieder einigermaßen klar wurde im Kopf. „Was hast du da gerade erzählt?“, fragte er Toni.
„Na du und die Paola, du versteh?“ Topa schüttelte den Kopf. „Allora“, fuhr Toni fort. „Die Paola iste ein schöne Frau und du biste genau ihre Typ, capisci ?“
Langsam dämmerte Topa, auf was Toni anspielt. „Ach quatsch, wir haben uns nur gut unterhalten. Über Bücher.“
Toni setzte eine empörte Mine auf und klopfte sich auf die Brust. „No no, ih bin Italiener. Ih kenn mi aus mit amore. Du kanste mir vertraue, ih bin große Kompetenz in amore.“ Topa hatte keine Lust, sich auf diese Diskussion einzulassen. Er legte eine Hand auf Toni´s Schulter und schob ihn Richtung Tür. „Ich glaube wir sollten langsam heim gehen.“ „Si, du nimmste Paola mit?“ Topa lachte, diese Italiener sind ein komisches Volk.
Sie betraten wieder das Wirtshaus. Sofort kamen einige Nikoläuse auf ihn zu. „Man Topa, du bist ja ein richtiger Draufgänger. Wir dachten immer, du wärst so schüchtern. Und dann schnappst du dir diese heiße Italienerin. Das musst du uns mal erzählen, wie du das gemacht hast. Hier, trink noch einen mit uns.“
„Jetzt mal langsam,“ erwiderte Topa. „Wir haben uns nur über Bücher unterhalten.“
„Des war die beste Nummer; total super“, lallte einer der Stammgäste. „Prost du Frauenheld!“
Topa nahm das Glas und sagte: „Na gut, einen noch. Aber dann is Schluss“. Topa stand eine Weile mit an der Theke. Die Stammgäste vertieften sich wieder in Ihre Gespräche – sofern man bei dem einen oder anderen noch von „sprechen“ reden konnten. Als Topa zum dritten Mal den letzten Punsch getrunken hatte, merkte er, dass ihn keiner mehr beachtete und machte sich auf, um sich von Toni und den anderen zu verabschieden.
Toni sah in mit großen Augen an. „Madre di Dio, du biste noh da? Paola iste schon lange weg. Avanti, wenn du dih beeile, kannste noch fange Paola!“