¨Wie kommst du denn darauf?¨
¨Naja, schau dir doch mal Topa an. Er ist so ein guter Kerl, er kümmert sich liebevoll um andere. Schau nur uns an. Er versorgt uns gut, hält den Stall sauber und trocken und wir bekommen das beste Futter im ganzen Dorf.¨
Die beiden alten Rentiere schauten sich verwundert an.
¨Das stimmt schon¨, sagte Kent. ¨Aber was ist daran ungerecht? Schließlich arbeiten wir auch das Jahr. Im Winter ziehen wir die Schlitten, im Sommer helfen wir bei der Ernte. Und seit diesem Sommer helfen wir auch noch auf dem Bauernhof seiner neuen Freunde.¨
¨Also die Arbeit auf dem Bauernhof war doch echt super. Besonders die Tage im Weinberg waren toll. Mit unseren Hufen und besonders mit unseren Afterklauen sind wir doch wie geschaffen für diese Arbeit. Die anderen im Dorf waren richtig neidisch, das wir so einen tollen Job haben. Und als Belohnung bekommen wir das Heu von den saftigen Wiesen. Das sind so vielen leckere Kräuter und Wildpflanzen drin wie in keinem anderen Heu im ganzen Dorf.¨
Wieder warfen sich die beiden Alten fragende Blicke zu.
¨Ja, das stimmt ja alles, aber was daran ist denn nun ungerecht?¨, wollte Kent wissen.
¨Na das wir uns nicht richtig bei Topa bedanken können, das wir so ein gutes Leben haben.¨
¨Wieso sollen wir uns dafür bedanken? Das ist doch ganz normal. Wir arbeiten und dafür versorgt uns Topa mit Futter und ein Stall ist ja wohl das Mindeste.¨
¨Andere haben gar keinen Stall. Wir Rentiere brauchen auch eigentlich keinen Stall. Mit unserem dicken Unterfell sind wir bestens gegen Wind und Kälte geschützt. Und wir leben zu viert in einem Stall, haben also auch genug Gesellschaft. Topa lässt uns auch immer zu zweit einen Schlitten ziehen. Er mutet uns nie zu viel Arbeit zu oder lässt uns zu schwere Lasten schleppen. Viele in eurem Alter dürfen gar nicht mehr arbeiten. Und wir jungen können bei der Arbeit viel von euch alten lernen. Also wenn das nicht super ist, dann weiß ich auch nicht. Und deswegen find ich es einfach ungerecht, dass wir uns nicht bei ihm bedanken können. Alles was wir tun können ist, nicht zu jammern und rum zu bocken sondern einfach unsere Arbeit zu machen. Dann geht es Topa und uns gut. Und Topa hat mehr Zeit für Lele. Hoffentlich klappts mit den beiden. Wir Mädchen mögen Lele sehr. Sie ist immer freundlich, steckt uns auch mal die eine oder andere Leckerei zu. Und sie geht oft in den Wald und sammelt Moos, Flechten und Pilze für uns. Habt ihr schon mal gesehen, wie glücklich die beiden zusammen sind? Ich bin einfach dankbar, hier mit meiner Schwester leben zu dürfen und mit Topa und Lele zwei so liebevolle Freunde zu haben.¨
Baja erhob sich und trabte zurück an ihren Platz. Ein anerkennender Blick von Belia sagte ihr, dass sie Klus und Kent ordentlich was zu denken gegeben hatte. Das die beiden nun schweigend ihr Heu kauten war eine weitere Bestätigung für Baja.
Topa stand vom Schreibtisch auf und ging in den Stall, um seinen Rentieren noch etwas von dem Moos zu geben, das Lele für sie gesammelt hatte.
Als die Rentiere Topas Schritte auf der Treppe hörten, blickten Belia und Baja ihn freudestrahlend an, Kent und Klus taten so, als seien sie mit Fressen beschäftigt. Topa legte jedem eine handvoll Moos in den Trog und begann ihr Fell auf Ungeziefer zu untersuchen.
¨Psst, ¨ zischte Kennt.
¨Was?¨, flüsterte Klus.
¨Du könntest ruhig ein wenig dankbar dreinblicken¨.
Klus war perplex. ¨Wie so ich? Mach du doch.¨
¨Ich? Ich weiß doch gar nicht, was für ein Gesicht man da macht¨.
Und warum fragst du dann mich? Woher soll ich das denn wissen?¨
¨Aber wir können uns doch nicht vor den beiden Mädels blamieren. Also, jetzt mach schon.¨
¨Ok, aber nur wenn du mitmachst¨. Kent nickte, und bemühte sich, möglichst dankbar auszusehen.
¨Was is den mit euch beiden?¨, fragte Topa besorgt. ¨Habt ihr Blähungen?¨