Santa Claus hat Ärger

Obwohl sie mit dem Rücken zu ihm stand, wusste Santa Claus ganz genau, wie das Gesicht seiner Frau jetzt aussah. Die Stirn in Falten gelegt, die Augen zusammen gekniffen, so dass nur noch kleine Schlitze übrig blieben, hinter denen ihre Augen gefährlich blitzten. Dabei zogen sich automatisch ihre Mundwinkel ganz leicht nach oben, so dass ihr Mund aussah als würde sie gleich lachen. Lachen würde seine Frau jetzt ganz bestimmt nicht. Im Gegenteil. Als sie beide noch jung waren und seine Frau ihn so ansah, hatte er selbst oft lachen müssen. Meist war das aber keine so gute Idee von ihm gewesen. Und jetzt wäre wohl der schlechteste Moment überhaupt, um zu lachen.

So sieht das also aus, wenn du dich zurückziehen willst?“, schimpfte sie und drehte sich um.

Du hast mir versprochen, es wären deine letzten Weihnachten als Santa Claus. Nicht genug, dass du als Santa Claus weiter machst. Nein. Der Herr muss auch noch den Vorsitz in dieser neuen Kommission übernehmen.“

Aber Liebes“, versuchte er sie zu beruhigen. „Die Kommission ist wichtig. Wir schaffen die Arbeit nicht mehr und brauchen dringend eine Lösung.“

Oh ja, wir brauchen eine Lösung. Aber die Lösung musst nicht immer du sein“.

Er versuchte, mit seiner sanftesten und freundlichsten Stimme zu sprechen. „Es sind doch nur ein paar Abende. Und die Sitzungen dauern auch nicht lange“.

Nur ein paar Abende“, äffte sie ihn nach. „Du weißt genau, wie lange es dauert bis jeder seinen Senf dazu gegeben hat“. Er musste zugeben, dass sie recht hatte. Aber er hatte zugesagt und nun musste er auch Wort halten.

Wie bist du überhaupt auf diese Schnapsidee gekommen, den Vorsitz zu übernehmen. Soll das doch der Bürgermeister machen.“

Santa Claus versuchte, seiner Frau auszuweichen und das Thema zu wechseln. „Sobald wir das Problem gelöst haben, lösen wir die Kommission auch wieder auf.“

Jetzt lenk bloß nicht vom Thema ab. Raus mit der Sprache“. An Ihrer Stimme erkannte er, dass er keine Wahl hatte, als es ihr zu sagen. Zu blöd auch, dass er sich hatte überreden lassen.

Die anderen haben auch alle viel zu tun. Und ich bin nun mal der oberste Nikolaus. Und Erfahrung mit solchen Dingen habe ich auch.“

Sie gab ihm keine Antwort. Es hatte wirklich keinen Sinn, er musste es ihr sagen.

Die Rektorin…“

HA!“, platzte es aus ihr heraus. „Du hast dich wieder weichkochen lassen von dieser unmöglichen Person!“

Topa und Lele sind doch auch mit dabei“, war seine klägliche Antwort.

Halt gefälligst die Kinder da raus.“

Eine Weile sagte keiner von beiden ein Wort. Beide wussten, dass es so nicht weitergehen konnte. Das sie sich jetzt deswegen stritten, war nur eine weitere Auswirkung der vielen Arbeit. Jeder im Dorf war überlastet. Keiner beklagte sich offiziell, aber die Auswirkungen waren einfach nicht mehr zu übersehen. Die Unfälle und Verletzungen hatten zu genommen und die Arbeitstage wurden immer länger. Gewöhnlich ging jeder nach der Arbeit nach Hause um mit der Familie gemeinsam zu Abend zu essen. Danach traf man sich am Dorfbrunnen oder Nachbarn setzten sich gemütlich zusammen. Diese Gemeinschaft war das Rückgrat ihres Dorfes. Familien verbrachten so viel zeit wie möglich miteinander. Diese Weihnachten hatte jeder noch weniger Zeit für Familie und Freunde. Die Dorfältesten beobachteten diese Entwicklung mit Sorge. Normal kannten sie das nur von den Menschen. Hier im Dorf durften sie es nicht so weit kommen lassen. Und deswegen hatten sie eine Kommission gegründet, die eine Lösung finden sollte, wie sie künftig die Geschenkflut begrenzen konnten und wieder mehr Zeit für einander zu haben.

Santa Claus nahm seine Frau in den Arm. „Entschuldige bitte. Ich hätte vorher mit dir sprechen sollen. Aber ich hatte einfach das Gefühl, Verantwortung übernehmen zu müssen. Unsere Kinder und Enkel sollen genauso glücklich und behütet aufwachsen wie wir. Wir müssen alle wieder mehr Zeit für einander haben und für die Dinge, die uns wichtig sind in unserem Leben“.

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