Topa konnte es nicht fassen. Da stand tatsächlich Lele. Während er sie mit großen Augen ansah, schweiften seine Gedanken zurück, als sie beide noch in der Schule waren.
Das Schönste an der Schule war der Bücherkreis. Der Bücherkreis war ein Treffpunkt für alle Schüler, die sich über den normalen Unterricht hinaus für Geschichten und Bücher interessierten. Sie trafen sich jeden Tag nach der Schule in einer kleinen Hütte am Rand des Schulgeländes. Die Schüler konnten selbst entscheiden, welche Bücher sie lesen wollten. Jeder Schüler stellte das Buch vor, das er gerade gelesen hatte und tauschte dann mit einem anderen Schüler. Wenn Alle das Buch gelesen hatten, diskutierten darüber.
Schon als kleiner Junge hatte Topa angefangen, jedes Buch, das er in die Finger bekam, zu lesen. Er liebte es, in die Fantasiewelten einzutauchen und mit den Figuren aus dem Buch die unterschiedlichsten Abenteuer und Geschichten zu erleben. Seit er an der Schule war, hatte er keinen Bücherkreis versäumt.
Irgendwann hatte er angefangen, selbst Geschichten zu erfinden und auf zu schreiben. Am Anfang waren es nur kurze Geschichten, aber schon recht bald wurden daraus richtige Bücher. Manchmal stellte er seine Geschichten im Bücherkreis vor. Natürlich nicht unter seinem Namen, er erfand mit der Geschichte auch gleich den Schriftsteller.
Topa ahnte nicht, dass er im Bücherkreis das peinlichste Erlebnis seiner Schulzeit haben sollte.
Als Topa im seinem letzten Semester an der Schule zum ersten Treffen im Bücherkreis ging, blieb er genau so plötzlich stehen wie heute. Da saß dieses unbeschreiblich schöne Mädchen. Ein Mädchen, wie er noch keines zuvor gesehen hatte. Er konnte seinen Blick nicht mehr von ihr lösen. Es kam ihm so vor, als säße nur dieses Mädchen im Raum; alle anderen, nahm er nur verschwommen war. Und auch damals war er nicht gegen einen Baum gelaufen, sondern gegen einen Stuhl. Der flog laut scheppernd um, und der Schmerz in seinem Schienbein holte Topa wieder in die Realität zurück. Natürlich war den anderen nicht entgangen, was da passiert war und warum. Aber es sollte noch peinlicher für ihn werden.
Er hob den Stuhl umständlich auf und setzte sich. Topa war noch völlig aufgewühlt. Dieses Mädchen faszinierte ihn. Sein ganzer Körper fing plötzlich an zu kribbeln, ihm wurde ganz warm, sein Herz schlug schneller und er hatte das Gefühl, keine Luft zu bekommen. So etwas kannte er bis jetzt nicht. Und das verwirrte ihn noch mehr. Er versuchte, sich zu erinnern ob er schon mal etwas ähnliches erlebt und gespürt hatte. Es fühlte sich ein bisschen an, als würde er krank werden. Nur tausendmal schöner. Auf dem Namensschild an ihrer Bluse stand „Lele“.
Topa beobachtete Lele während der Treffen im Bücherkreis. Dabei fiel ihm auf, dass Lele oft eine ganz andere Meinung hatte, als die meisten anderen Schüler. Sie verstand die Figuren in den Büchern viel besser, konnte sich viel besser in sie hinein denken. Als er wieder mal eine seiner Geschichten unter falschem Namen vorgestellt hatte, war es Lele die sich als erste meldete und die Geschichte lesen wollte. Sofort kribbelte es wieder in Topa. Er war so stolz, dass Lele sich für seine Geschichte interessierte. Interessierte sie sich gar für ihn?
Wenn Lele sich für eine Geschichte interessierte, fanden sich immer auch ein paar andere Schüler. Einige der Jungs wollten sicher wieder nur Lele beeindrucken, ohne sich wirklich für die Geschichte zu interessieren. Er war sich nicht mal sicher, ob die Jungs die Geschichte wirklich lesen würden. Aber das war ihm egal. Sie würden seine Geschichte im Bücherkreis besprechen, und nur das zählte. Das Warten viel Topa schwer. Dann endlich war es soweit. An den Kommentaren merkte Topa schnell, dass ein paar Mitschüler die Geschichte nicht wirklich gelesen hatten. Andere hatten seine Geschichte gelesen, aber verstanden sie nicht oder fanden sie einfach doof. Nur Lele nicht. Sie hatte verstanden, worum es in der Geschichte ging. Schnell war klar, dass Lele alleine mit Ihrer Meinung da stand. Topa wollte ihr helfen, sie unterstützen. Aber Lele diskutierte und vertrat ihre Meinung mit einer Leidenschaft, die sie für ihn noch faszinierender machte. Bei dem Gedanken, dass Lele seine Geschichte gegen die anderen Schüler verteidigte, wurde das Kribbeln in ihm noch stärker. Er musste ihr die Wahrheit sagen.
Hallo Phil, ist Dein zweiter Spitzname zufällig TOPA? Mir kommt so manches bekannt vor….. Leckere Rezepte….. Viel lesen und Geschichten schreiben…. Wer ist dann Lele?
Allen einen schönen Nikolaustag und Dir wie immer DANKE lieber Phil!