Topa und Tomte

Die Kleinen waren eingeschlafen und Topa schlich leise aus dem Zimmer, die Tür blieb wie immer einen Spalt offen.

Tante Unn und Onkel Pelle saßen in Ihren Sesseln, jeder mit einem Buch auf den Knien. „Ich muss nochmal in den Stall und mich um die Tiere kümmern“, sagte Topa. „Denk bitte daran, dass morgen das Weihnachtskonzert vom Wichtelchor ist. Ich könnte deine Hilfe am Plätzchenstand brauchen“, antwortete Tante Unn. Wie jedes Weihnachten, sorgte Tante Unn während der Pausen beim Weihnachtskonzert für warmen Punsch und leckere Knabbereien aus der Backstube. „Ich werde pünktlich da sein, versprochen.“ Topa küsste seine Tante zum Abschied auf die Wange. „In der Küche ist noch Tee für dich.“

Danke“, sagte Topa und ging. Der Stall war früher einmal tatsächlich ein Stall gewesen. Als Tante Unn und Onkel Pelle hier einzogen, war der Stall lange ungenutzt. Als die kleine Oda auf die Welt kam, wurde es in der Hütte zu eng für sie alle. Also haben sie den alten Stall renoviert und dort für Topa eine kleine Wohnung eingerichtet. Seit Topa als Nikolaus arbeitet, nutzt er einen Teil der Scheune als Stall für die Rentiere und um seine beiden Schlitten unterzustellen.

Im Stall angekommen fütterte er zuerst die Rentiere. Wenn sie mit Fressen beschäftigt waren, blieben sie ruhig stehen. So konnte er besser ihre Hufe und Ihr Fell kontrollieren. Immer wieder kam es vor, dass sich Steine in die Hufe bohrten. Mit den neuen Schlitten war auch das Geschirr für die Rentiere schwerer geworden. Dadurch konnte es zu Druckstellen kommen oder die Tiere bekamen wunde Stellen am Hals. Noch eine Folge, für die die Menschen verantwortlich waren. Machten die sich denn überhaupt keine Gedanken über Ihren Lebensstil und dessen Folgen?

Nein, Topa. Leider denken die Menschen nicht so weit; nur Wenige machen sich wirklich Gedanken und handeln danach.“ Topa war so mit seinen Gedanken und den Rentieren beschäftigt, dass er nicht bemerkt hatte, wie Tomte Tumetott in den Stall gekommen war.

Hab ich wieder laut gedacht?“, fragte Topa.

Ja“, antwortete Tomte. „Das tust du immer, wenn dich etwas sehr beschäftigt. Und meistens geht’s dabei um die Menschen.“

Ich werd einfach nicht schlau aus Ihnen. Sie leben, als wenn´s kein morgen gäb. Sie kennen keine Verantwortung für Ihre Taten, Ihre Mitmenschen, Ihre Umwelt.“

Tomte sagte nichts. Das tat er immer, wenn Topa dabei war, ihm zu erzählen was ihn wirklich beschäftigte. Schweigend kümmerten Sie sich gemeinsam um die Rentiere. „ Weißt du“, sagte Topa nach einer Weile, „ich habe einfach Angst, wie sich unser Dorf und die Bewohner verändern. Werden wir auch so, wie die Menschen?“ Topa hatte sich oft bei den Menschen aufgehalten, sie beobachtet und sie heimlich belauscht. Sie kamen ihm so haltlos vor. Sie suchten nach Glück, ohne sich zu fragen, was Glück ist. Sie hatten lauter Dinge, die sie glücklich machen sollten, ohne sich zu fragen, was sie wirklich glücklich macht. Und sie verschwendeten Ihre Zeit damit, Dinge zu tun, die Ihnen keine Freude bereiteten und Ihrem Leben keinen Sinn gaben.

Immer wieder drehten sich die Gespräche zwischen Tomte und Topa um dieses Thema. Meistens stellte Tomte die Fragen; fast nie gab er Antworten auf Fragen. Und wenn Topa Fragen stellte, hörte Tomte geduldig zu, nickte hin und wieder zustimmend oder half Topa durch geschickte Fragen, selbst die richtigen Antworten zu finden. Für Topa war Tomte zum besten Freund und Ratgeber in einem geworden. Und auch diesmal war es so; Tomte hörte einfach zu und wartete, während Topa seine Gedanken sortierte und nach den richtigen Fragen suchte.

Hast du Tee?“, fragte Tomte als sie mit den Rentieren fertig waren. Sie setzen sich auf einen Ballen Heu und Topa schenkte Ihnen Tee ein.

Vielleicht“, fragte Tomte „haben die Menschen einfach verlernt zu zu hören und sich auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren?“

Sie haben ja auch keinen Tomte Tumetott, der Ihnen hilft, die richtigen Fragen zu stellen. Für die Menschen bist du ein Wichtel aus einem Kindermärchen von Astrid Lindgren, der Grütze isst und die Menschen und Ihr Hab und Gut beschützt“. Die beiden Freunde grinsten sich verständnisvoll an.

Kannst du mir noch helfen, die Tür am Schlitten zu reparieren?“, fragte Topa. „Ein Geschenk ist während der Fahrt verrutscht und gegen die Tür geknallt; jetzt schließt sie nicht mehr richtig.“

Dafür sind Freunde doch da“, antwortete Tomte.

Als Topa später in seiner kleinen Stube saß, war er zu müde, um noch sein Tagebuch zu schreiben. Auch an seiner neuesten Geschichte würde er heute nicht mehr weiter schreiben.

Er beschloss, heute früher als sonst ins Bett zu gehen. Morgen würde ein langer Tag werden und er hatte viel zu erledigen.

3 Gedanken zu „Topa und Tomte

  1. Phil…. die Geschichten sind klasse! Dein Blog ist eines der tollsten Geschenke für die Menschen in der anstrengenden Vorweihnachtszeit.
    Knutscha 🙂

  2. Hi Philipp,
    Du hast Dir echt ganz viel Mühe gemacht.
    Ich freu mich jeden Tag auf Deine Geschichte.
    Bin schon auf die Neujahrsgeschichten gespannt….falls es da Nachfolger gibt….?
    Liebe Grüße und bis bald
    Sigi

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